Der Wahnsinn beginnt – Der Zweifel nagt.
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Ein Hinweis der Werbung:
Dieser Tagesbericht wird vom Schnauzen-Kontor präsentiert. Von Halsbändern bis Leinen. Von Trocken- und Nassfutter bis zum Leckerchen. Vom Hundebettchen bis zum Regenmantel. Frau Eva Löhden hat dafür gesorgt, dass Lotte für diese Reise das Passende dabei hat. So sind wir »Meisterlich ausgestattet«.
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01.05.2021
Gut, so ganz stimmt die Überschrift nicht. Denn der Wahnsinn begann schon viel früher. Mit den vielen Vorbereitungen und Gerenne. Darüber habe ich aber bereits ausführlich berichtet. Was jetzt zählt, ist dieser Tag. Der Erste einer wohl unglaublichen Reise.
Wenn ich aber einmal das Auf und Ab in mir beschreibe, dann war es eine wirklich wilde Fahrt. Von lässig, bis besorgt. Habe ich an alles gedacht? Alles soweit abgesichert? – Zu euphorisch: Yeah! Es geht los! – Bis zur Weltuntergangsstimmung: Was habe ich nur getan? Alles bisher Gewohnte bleibt hinter Mir. Nicht nur zwei, drei oder fünf Wochen. Nein. Fünf Jahre! Habe ich wirklich die körperliche, die mentale Kraft ein solches Abenteuer zu überstehen? Ich weiß es nicht! Mal so gar nicht! Zurück geht auch nicht mehr. Ich habe zu viel unterschrieben. Habe zu viel in die Wege geleitet. Eine Umkehr ausgeschlossen. Es bleibt nur die Option sich an das neue Jetzt zu gewöhnen. Hineinzuwachsen. Wenn man nur das Wechselbad der Gefühle abstellen könnte.
Wie ein aufgescheuchtes Huhn laufe ich an diesem Morgen durch das Haus. Ich habe eigentlich alles zusammen. Teils auch schon verstaut. Jedoch fällt mir immer noch wieder etwas ein, das ich vergessen habe. Immer wieder überkommt mich das innere Wirrwarr, zwingt ich dazu mich zu setzen. Schaue auf die Uhr und haste weiter. Die Zeit läuft. Ich habe noch Termine, bevor ich mich auf die große Reise mache. Muss noch zur Volksbank, die etwas vorbereitet hat. Kurz zum Rathaus und mit Michael Gosch, unserem Bürgermeister plaudern und ein Foto machen.

Dann endlich zottel ich mit Lotte langsam los. Ein sonderbares Gefühl. Nicht zwei oder fünf Wochen. Fünf Jahre werde ich von heute an dieses Haus, mein Elternhaus nicht wiedersehen. Lasse den, der mich großgezogen, und hoffentlich einen guten Menschen aus mir gemacht hat, alleine zurück. Es ist ein beklemmendes Gefühl. Ich verkneife mir die Tränen, so gut es eben geht. Und dann bricht es doch wieder aus mir heraus. Bring erst einmal ein paar Kilometer zwischen dir und diesen Ort, dann wird sich das alles geben.
Lotte läuft voraus und begrüßt die, die schon am Straßenrand stehen und auf uns warten. Silke. Klaus-Günther und seine Helga. Das Telefon gezückt und am Fotografieren. Das soll Tanta Marga auch sehen, die mit ihren neunundneunzig Jahren lieber im Haus geblieben ist. Die moderne Technik macht schon viel möglich. Autos fahren an uns vorbei und hupen. Otto hält an und erkundigt sich, ob er etwas verpasst habe. Ob ich nun schon loslaufe? Nein, nein. Erst in zwei Stunden. Ja, an der Hogendiekbrücke geht es los. So braust er davon. Schnell noch ein Wort mit Hella gewechselt, die gerade ihren Rindstein reinigt und dann stehe ich vor der Bank. Nun ist Warten angesagt. Deren Technik für das Interview möchte nicht so. Währenddessen kommt Bernd angeradelt. Ob ich schon los bin? Nein. Offizielle Termine. Demnach gleich auf der Bücke? Ja.
Kaum ist das Interview mit der Volksbank durch, gehe ich zügigen Schrittes zum Rathaus. Michael, unser Samtgemeindebürgermeister, wartet schon mit einer Dame, die für das Fotomachen zuständig ist. Nein, noch eins. Das war nicht gut. Noch eins. Haltet doch mal still. Der Hintergrund ist doof. Da ist ein Firmenlogo. Das soll nicht mit drauf. Weiter nach links. Das Rathaus soll schon besser zur Geltung kommen. Michael bemerkt, dass das sein liebstes Hobby ist. Für Fotos bereitstehen. Der Sarkasmus, der bei dem Satz mitschwingt, lässt mich breit grinsen. Ja, da kommen wir beide jetzt nicht drum herum. Mit den besten Wünschen der Samtgemeinde im Gepäck laufe ich dann schließlich zum auserkorenen Startpunkt. Der Hogendiekbrücke. Jenes Bauwerk, dessen Erscheinung an die niederländischen Siedler dieser Region erinnert. Jene Brücke, die über die Lühe hinweg die Ortschaften Steinkirchen und Mittelnkirchen miteinander verbindet.
Ich bin absolut baff, als ich sehe, wie viele Menschen sich dort versammelt haben. Ich hätte mich, wenn ich ehrlich sein soll über zehn oder zwanzig mehr als gefreut. Mit so vielen hatte ich auch gerechnet. Jemand sagte mir aber am späteren Tag, dass wohl gut sechzig dort waren. Von Freunden, Bekannten und einen kleinen Teil meiner Familie bis Feuerwehr und Schützenverein. Alle waren sie gekommen. Jan, von unserer regionalen Zeitung »Dat Ole Land« knipste fleißig Bilder. Kleine Geschenke, Glücksbringer und nur die besten Wünsche wurden mir mit auf den Weg gegeben. Eine Fahne mit dem Logo meiner Feuerwehr wurde mir von meinen Kameradinnen und Kameraden an meinen kleinen Wagenmast gebunden. Es war mein persönlicher Wunsch eine mitnehmen zu wollen. So hat man einige Hebel in Bewegung gesetzt und eine Miniversion anfertigen lassen.
Und dann … dann war der Augenblick gekommen. Ich hob das Zuggeschirr von meinem Wagen an und setzte mich langsam in Bewegung. Ein letzter Blick zurück. Ein letztes Mal winken. Ein letztes »Auf Wiedersehen« gerufen.
Weit komme ich nicht. Ich werde von Volker schnell eingesammelt und nach Hause gebracht. Ich habe in all dem Stress, der Hektik zu viele Dinge vergessen. Kopfbedeckung, Sonnenbrille, Luftpumpe. Ich und mein Kopf. Seine Frau Frieda hat unterdessen mit deren Kindern auf meinen Wagen aufgepasst. Schließlich geht es weiter.
In Mittelnkirchen kurz vor der Kreuzung zu Guderhandviertel und der Weiterführung nach Dollern hält dann ein roter Kombi an. Mein Vater steigt aus. Er war äußerst früh am Morgen zum Pannenfall gerufen worden. Das zog sich etwas, so dass er erst jetzt wieder nach Hause kommt. So kann ich ihn zumindest noch einmal sehen. Und mir fällt ein, dass ich noch mehr vergessen habe. Ich hatte für Lotte noch extra Schweineohren gekauft. Die sind nun noch zu Hause. So fährt er davon, um mir das nachzubringen.
Und dann knallt es gewaltig am Himmel. Lotte macht einen Satz zur Seite und auch ich ziehe vor Schreck den Kopf ein. Dann öffnen sich die Himmelsschleusen. Im letzten Moment schaffen wir es in ein Bushäuschen und … werden dennoch nass. Der Wind steht so blöd, dass sehr viel hinein gepustet wird.

Kurz vor Nottensdorf rauscht es noch einmal von oben herab. Jetzt stehen wir vor einer Brücke. Mit dem gleichen Ergebnis. Der Wind steht so blöd, dass alles daruntergepustet wird. Unter diesen Bedingungen habe ich ja keine Lust mehr weiter zu laufen. Ich blicke auf die Uhr. Patrick hat unterwegs mal gefragt, wo ich denn bin. Mit der Ortsangabe und einem Bierchen im Gepäck kommt er mich mit Freundin und Hund unter der Brücke besuchen. Als das Bier schließlich alle ist, ist meine Motivation gänzlich im Keller. Ich bin immer noch da, wo ich äußerst viele Leute kenne. Gerade einmal eine Nachricht später habe ich meine Unterkunft für die Nacht. Ich kann mich bei David, den ich durch meine Drechselversuche kennen lernen durfte, und seiner Familie einquartieren.
Start/Ziel: Steinkirchen – Nottensdorf
Laufstrecke: 10,71 km
Höhenmeter: 12 m
Zeit: 2:35 h
D.-geschw.: 4,15 km/h
Schritte: 15.326
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Das wird ein Abenteuer. Viel Glück!🍀🍀🍀
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Danke vielmals
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Gute Reise!
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Danke!
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Emotionaler Abschied und Neuanfang gleichermaßen, kein Wunder dass die Nerven blank liegen. Genieße diese innere Unruhe, sie ist Teil des wachsens.
Grüße aus den Niederlanden,
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Danke vielmals! Mittlerweile sieht die Welt auch wieder ganz anders aus …
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