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Blinde Wut!

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03.06.2021

Irgendwie ist die Geräuschkulisse in der Nacht nie wirklich leiser geworden. Ich blicke auf die Uhr. Wenn ich jetzt aufstehe, dann könnte ich ordentlich Kilometer machen. Will ich das? Eigentlich schon. Aber … Nein. Ich drehe mich nochmal um. Lotte liegt in ihrer Box und schnauft leise. Die Pfoten zucken und dann beginnt sie im Schlaf ihre Geschichten zu erzählen. Diese Tratschtante.

Schließlich raffe ich mich auf. Raus aus dem Zelt, ab an die Luft. Einen Blick in die Runde. Auf dem nahe gelegenen Parkplatz ist ganz schön Betrieb gewesen. Es stehen ganz andere Autos dort, als noch am Vorabend. Wie dem auch sei, ich beginne langsam meine Sachen zu packen. Die Zeltplane breite ich auf dem Sportfeld für die Inlinefahrer aus. So kann sie vernünftig abtrocknen. Zumal die Sonne günstig steht. Der Schlafsack über die Brüstung gelegt und ausgelüftet. Lotte döst auf dem satten Grün und blinzelt in den Tag.

Aus der Nachbarschaft kommt eine ältere Dame und fragt, ob ich schon Besuch von den Gemeindearbeitern hatte. Nein, warum? Weil ich hier genächtigt habe? Sollen sie kommen. Irgendwo muss ich schlafen. Aber lange bin ich ja nicht mehr hier. Vielleicht noch eine Stunde, dann ist alles wieder verstaut und ich bin weg.
Auf die Frage zur nächtlichen Geräuschkulisse bekomme ich die Antwort, dass das die örtliche Papierfabrik ist. Ach, deswegen auch die anderen Autos. Schichtwechsel. Genau.

Dann kommt sie wieder und möchte mir einen Kaffee ausgeben. Wenn ich doch nur Kaffee trinken würde. Das erachtet sie als nicht schlimm. Der Mann kann den Kaffee ja trinken. Ich bekomme einen Kakao.
Als ich alles verstaut habe, darf ich meinen Wagen bei ihnen auf dem Innenhof abstellen und kann mit Lotte eilig zum Fleischer laufen. Einfache Brötchen gibt es dort auch. Was möchte ich mehr?

Dann geht es weiter. Mir wird davon abgeraten direkt am Flussufer weiter zu laufen. Ich würde dort mit meinem Wagen nicht durchkommen. Als ich an den besagten Punkt ankomme, entdecke ich die Beschilderung für den Radweg, der genau dort weiterführt. Wenn der Weg dort entlang geht, was für einen Zustand hat der denn da? Das kann ja höchstens ein Trampelpfad sein, wenn es heißt, dass ich es da durch nicht schaffe. Ich habe keine Lust auf Experimente und Überraschungen. So bleibe ich auf der Hauptstraße.

Die entpuppt sich aber auch als Folter. Vor mir geht es bergauf. Der Steigungswinkel beträgt fünfundzwanzig Prozent. Herzlichen Glückwunsch. Ich glaube, zum ersten Mal erfahre ich wirklich, wie schwer mein Wagen ist. Ich bekomme ihn nicht hinaufgezogen. Nicht wenn ich vorwärtsgehe und ihn hinter mir herziehe. Egal, wo ich mein Geschirr anfasse. Ich drehe mich um und drücke mit den Oberschenkeln, der Beinpresse im Fitnesscenter gleich, meinen Gepäckwagen den Berg hinauf. Ich laufe rückwärts. Zentimeter um Zentimeter. Der Schweiß stürzt meine Stirn hinab. Das ist doch Wahnsinn. Die Autos fahren mit heulenden Motoren im kleinen Gang an mir vorbei. Und ich Ochse zerre die sechzig, siebzig Kilogram Gesamtgewicht zu Fuß da hoch.

Bild 1: Lotte in ihrer Box kurz bevor wir aufstehen – Bild 2: Unser Nachtlager in Kriebethal – Bild 3: Der Anstieg zur Burg Kriebstein – Bild 4: Ein Blick über den Stausee

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dafür gebraucht habe. Ich habe die Zeit nicht gestopt. Interessant wäre es aber bestimmt gewesen. Die vielen Verschnaufpausen nach nur wenigen Metern. Aber egal. Ich bin oben. Der Weg selber war nur wenige hundert Meter lang. Vom Gesamtgefühl in den Beinen habe ich aber den Eindruck, ich sei in Bayern den ganzen Tag irgendeinen Berg hinauf gekraxelt. Schnell noch ein Foto von der Burg Kriebstein und dann verlangt meine Kehle nach einem kühlen Getränk. Etwas mit Geschmack. Kein lausiges Wasser aus der Trinkflasche. Etwas Warmes zum Essen wäre auch riesig.

So lande ich im Biergarten vom naheliegenden Imbiss. Dort verbringe ich fast zwei Stunden. Die Motivation zum Weiterlaufen ist gerade völlig im Keller. Die Gespräche sind überaus unterhaltsam. Ich stehe für Bilder bereit und bekomme zum Ende den Hinweis, dass es von der Talsperre Kriebstein bis zu den Mittweidaer Auen eine Fährverbindung gibt. So könnte ich bestimmt zehn Kilometer sparen. Das ist doch mal ein Plan. So laufe ich zum Fähranleger.

Was wir aber alle auf dem Fahrplan fehlinterpretiert haben, dass die nächste Fähre nicht in wenigen Minuten fährt, sondern erst in zweieinhalb Stunden. Jetzt bin ich wieder ins Tal, ans Flussufer, oder besser an das Stauseeufer gelaufen. Ich warte jetzt die Zeit hier ab. Noch dazu wird am Anleger alles umgerissen und umgebaut. Er ist nicht barrierefrei zu betreten. Also zerlege ich meinen Wagen und bringe alles einzeln auf den Ponton. Hilfe bekomme ich dabei von einem Arbeiter, der gerade eine kurze Pause an der Stelle macht. Schatten wäre schön hier. Gibt es nicht. Alles ist der prallen Sonne ausgesetzt.

Von nebenan höre ich Gesang. Operettengesang. Dann wieder wildes Gebrabbel. Und Gesang. Ich werde vom Arbeiter zu einer Stippvisite eingeladen. So erhalte ich einen Einblick auf die Generalprobe auf der Seebühne. Nachdem die vergangenen Monate ja alles verboten war, dürfen die Künstler wieder tätig werden. Die Zuschauer sitzen dabei an Land und auf einer schwimmenden Bühne geht die Post ab. Worum es bei der Probe geht, bekomme ich nicht wirklich mit. Zum ersten Mal in meinem Leben bekomme ich aber Personen vor Augen, die Oper singen. Nicht falsch verstehen, ich habe durchaus schon Menschen mit Opernausbildung live gehört. Da waren aber stets E-Gitarren, E-Bass und ein ballerndes Schlagzeug dabei. Und es war wesentlich Lauter.

Um halb vier kommt schließlich mein Fährschiff. Nun würde ich fast eine Stunde über den Stausee fahren, der sich wie eine übergewichtige Schlange durch das schmale Tal windet. So ganz holt mich die Kulisse aber nicht ab. Ich bin vom Donaudurchbruch definitiv verwöhnt, wenn ich zum Kloster Weltenburg fahre. Hier am Stausee sind alle, wirklich alle Uferfelsen mit Graffiti beschmiert. Dazwischen klaffen in den Wäldern große Lücken, wo der Borkenkäfer die Nadelbäume abgetötet hat. Es ist so schade!

Endlich erreiche ich die Mittweidaer Auen. Und was darf ich als Erstes tun? Richtig. Raus aus dem Tal. Zur Stadt Mittweida geht es dann wieder hinunter. In der Stadt selber geht es raus aus dem Tal und wieder rein. Bergauf. Bergab. Vom Flusstalradweg ist nichts zu sehen. Ich zerre und reiße am Wagen. Kämpfe mich mit dem Gefährt raus und wieder rein in das Flusstal. Ich habe durch die Pause und Warterei vier Stunden verloren. Sicher habe ich zehn Kilometer an Weg gespart. Aber dieses rauf und runter. Es raubt mir den letzten Nerv. Ich bin dermaßen wütend. Wenn jetzt noch irgendetwas außerplanmäßig schief läuft platze ich, glaube ich.

Endlich bin ich wieder am Wasser und ich muss die Flussseite wechseln. Hier finde ich wieder Wegweiser für den Radweg. Der hier auf einer Hauptstraße entlangführt. Zumindest ist es eben. Ganze zwei Kilometer. Dann, plötzlich sind die Wegweiser wieder weg. Und was folgt? Richtig. Ich darf wieder bergauf. Raus aus dem Tal. Ich möchte etwas kaputt machen. Was für eine Grütze ist das hier? Ich habe kaum zehn Kilometer auf dem Tacho. Ich bin körperlich völlig am Ende. Ich muss mich um einen Schlafplatz kümmern, den ich in Sachsenburg dann auch finde. Ich kann in der Garage bei einem Mehrfamilienhaus übernachten. Zumindest diese Suche verlief einigermaßen reibungslos.

Start/Ziel: Kriebethal – Sachsenburg
Laufstrecke: 12,44 km
Höhenmeter: 213 m
Zeit: 3:06 h
D.-geschw.: 4,01 km/h
Schritte: 19.640

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