»Endlich« im Zschopautal! – Endlich?
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Dieser Bericht wird von der Fleischerei Düwer aus Grünendeich präsentiert.
Ob Wurst, Aufschnitt, Grillspezialitäten, zarte Steaks oder hausgemachte Salate. Im Ladengeschäft findet man immer die beste Qualität. Die Fleischerei Düwer wird mittlerweile in der fünften Generation geführt und über 90 Prozent der Produkte kommen aus eigener Produktion. Darüber hinaus wird ein Partyservice angeboten, dessen Speiseangebot von vielen unterschiedlichen warmen und kalten Köstlichkeiten bis hin zu ganzen Büfetts reicht.
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02.06.2021
An diesem Tag werde ich die Steigungen hinter mir lassen und dem Zschopautalradweg folgen. Es ist schon ein gutes Training gewesen und ein kleiner Vorgeschmack auf das, was mich erwartet, wenn ich den Gebirgskamm überqueren und in das Böhmische Becken eintauchen werde. Dennoch bin ich froh, dass das für die nächsten Tage erst einmal zweitrangig ist. Ein Talradweg. Wenig Berge. Einfach gemütlich laufen. Das wird toll. Bestimmt.
Ich verabschiede mich von meinem Gastgeber und rumpel vom Hof. Weit komme ich jedoch nicht. Ein Auto hält nach wenigen hundert Metern am Seitenstreifen. Ein Herr steigt aus und stellt neugierig Fragen. Ob ich etwas brauche? Nein, gegenwärtig … doch. Ich schniefe und reinige meine Nase. Ich bräuchte Papiertaschentücher. Die habe ich gestern in Mügeln vergessen zu beschaffen. Und wenn es keine weiteren Umstände macht, dann würde ich mich über einen Kakao wirklich freuen. Ich erkläre dem Herrn meine weitere Wanderroute und er fährt kurz darauf mit dem Auto los, um Angesprochenes zu beschaffen. Das habe ich so auch noch nicht gehabt.

Kurz vor Bennewitz habe ich dann eine die Lieferung meines Versorgers zu verstauen. Er hat mir sogar die Große große Packung Taschentücher beschafft. Nun bin ich etwas am Straucheln, wo ich die vielen kleinen Pakete unterbringen möchte. Es wird eine kleine Puzzelei, aber von Erfolg gekrönt. Nun kann die Nase laufen, wie sie will. Ich bin eingedeckt.
Über Zaschwitz geht es nach Großweitzschen. An Höckendorf vorbei schließlich nach Technitz. Nun ist es also geschafft. Ich bin im Tal. Ich schaue auf die Uhr. Nicht mal elf. Ich schicke Lotte ins kühle Nass und beobachte sie beim Abkühlen. Was mache ich? Meter machen? Oder den Augenblick etwas genießen? Ich entscheide mich für Letzteres. Ich entdecke eine überdachte Bank-Tisch-Kombination. Ich kann mir mal etwas Warmes machen. Die Kartoffeln, die ich schon so lange mitschleppe, wollen auch gegessen werden. Nachdem die Möhren Tage zuvor schon verdorben entsorgt werden mussten. Ich und verderbliche Wahre auf meinen Reisen. Das wird irgendwie nichts. Den Kartoffeln geht es aber noch gut. Also schnell etwas Totholz unter den nahestehenden Bäumen gesucht. Einen Eimer Löschwasser für den schlimmsten Fall geholt. Wobei der Boden nur trockene Erde ist. Egal. Ich habe immer Wasser danebenstehen. Also jetzt auch. Nicht leichtsinnig werden. Im Topf geht es wenige Augenblicke später heiß her. Die Kartoffelstückchen und Nudeln tanzen im siedenden Wasser. Das wird großartig.
Gute zweieinhalb Stunden verbringe ich an dem Ort, bis alles wieder sauber und verstaut ist. So schön es auch ist, wenn man sich etwas am Campingkocher zusammenbraut. Es dauert eben seine Zeit. Deswegen koche ich mir wohl auch so selten etwas und setze mehr auf kalte Küche. Lotte hat die Zeit für ein ausgiebiges Nickerchen genutzt. Mal in der Sonne, dann wieder im Schatten. Es ist ein munteres Wechselspiel.
Wieder auf der Straße bin ich am Überlegen: Bleibe ich wirklich auf dem Radweg? Ich könnte die Route von vor vier Jahren laufen, als ich hier mit dem Fahrrad war. Ich würde etwas an Strecke einsparen. Nein, ich möchte auch etwas Neues sehen. Ich bleibe auf dem Zschopautalweg.
Nach Limmritz muss ich dafür einen letzten kleinen Anstieg meistern und dann liegt er wirklich vor mir. Der Talradweg. Kein Auto mehr. Nur ich und andere potenzielle Fußgänger und Radfahrer natürlich.
Mein Blick fällt auf ein Wirtshaus. Ich habe gerade gegessen. Aber ein kühles Bier oder Radler, um die kleine Feierlichkeit abzurunden, sollte drin sein. Geschlossen. War ja klar. Also weiter. Es ist in den letzten gut drei Stunden echt warm geworden. Dieses Kühle Getränk wäre wirklich Gold wert gewesen. Also warmes Wasser aus der Flasche getrunken.
Über die Hängebrücke am Hasennest möchte ich die Flussseite wechseln. So zeigt es mir die Beschilderung. Da kommt von hinten eine ältere Dame mit einem Kind, was augenscheinlich ein Enkel ist.
Und … ich möchte nicht fies werden, aber diese Dame, diese Ältere, die raubt mir den letzten Nerv. Ich denke, dass ich an diesem Tag den schlimmsten sächsischen Dialekt überhaupt in meinem Leben gehört habe. Noch dazu ist die Stimme so laut und schrill, dass es mir in den Ohren klingelt. Und sie redet und redet und redet. Ich spüre, wie ich langsam wütend werde. Ich muss weg. Ich möchte nicht unhöflich oder gemein werden. Die Situation lädt zu sehr dazu ein, sarkastisch zu werden. Nein, ich muss mich zusammenreißen. Ah, diese Stimme! Dieser Dialekt!
Oh, was für eine malerische Ruhe auf dieser Flussseite. Ich entdecke eine Bank im Schatten. Pause. Die Gedanken ordnen. Einfach auf das Wasser schauen, das mit einem leichten Plätschern an mir vorbeifließt.
Ich habe gut daran getan, dass ich mich Augenblicke zuvor so zusammengerissen habe. Ich habe von ihr ein Bier als Wegzehrung bekommen. Sie hatte es einfach in ihrer Handtasche. Kalt ist es zwar nicht wirklich. Aber doch eine nette versöhnliche Geste zur Gehörgangfolterung.
Was mir aber leichte Sorgen macht, das ist ihre Aussage, dass der Weg auf dieser Seite nicht durchgehend bis Waldheim am Fluss verläuft. Ich müsste ab einem bestimmten Punkt das Tal verlassen und aus diesem heraus.
Die Enkelin wiederum widersprach dem. Wer von den beiden am Ende Recht hat? Ich bin mir sicher, dass ich es herausfinden werde.
Die Oma! Was ein verfluchter Mist. Ich hätte auf der anderen Seite der Zschopau bleiben sollen und den Weg von vor vier Jahren laufen sollen. Ich wäre jetzt bereits in Waldheim. Nun hänge ich vor einer Steigung auf einem endenden Asphaltweg, der ein unwegsamer von Steinen und Wurzeln versetzter Wanderweg wird. Da komme ich ja nie drüber. Ich muss zurück. Muss zur Hauptstraße und über diese das Tal verlassen.
Über das Örtchen Steina geht es nach Diedenhain. Zumindest kann ich den Umweg über Hartha vermeiden. Zwischendrin bekomme ich mich noch mit einem Rennradfahrer in die Kletten, weil der wegen Lotte kurz einmal bremsen musste und deswegen seine Durchschnittszeit kaputt gegangen ist. Ich mag ja die Leute, die auf Tour de France machen. Ich liebe sie einfach. So sehr, dass ich ihnen manchmal … nein, das schreibe ich nicht.
Über Diedenhain ist es ein schmaler Weg. Autos müssen, wenn sie sich entgegenkommen, füreinander Platz machen. So schmal ist die Straße. Und es ist eine Autobahn. Was hier los ist. Es ist nicht mehr schön. Ich bin stinksauer. Immer wieder muss ich meinen Wagen an den Rand schieben und selber platz machen. Was nicht so schlimm wäre. Es geht hier nur ganz schön bergab. Es geht nämlich ins Tal zurück. Ich muss mich ganz schön reinstellen in das Gewicht. Ein paar Meter laufen und wieder alles abbremsen und beiseite schieben. Was mich etwas aufmuntert, ist der Gedanke, dass ich an meinem Hotelgasthof von vor vier Jahren vorbei komme. Ein kaltes Bier nach diesem Krampf von bergauf und bergab mit den vielen Autos und Mister Tour de France. So ist der Wunschgedanke. Der Gasthof ist geschlossen.
Ich schleppe mich nach Waldheim und mache auf einer Bank am Flussufer kurz Pause. Die Gedanken kreisen. Ich brauche eine Schlafmöglichkeit. Und jetzt bin ich ausgerechnet mitten in der Stadt. Weiter! Zwei Stunden noch, vielleicht zweieinhalb, bis es dunkel ist. Mit raumgreifenden Schritten stapfe ich auf die andere Seite der Stadt. Ich entdecke eine Karte der Gegend. Der Radweg verlief die ganze Zeit auf dem anderen Flussufer. Aber die Beschilderung! Ich blicke nach vorne. Der Weg vor mir ist gesperrt. Was, echt jetzt?! Für Wanderer und Radler. Ihr wollt mich auf den Arm nehmen?! Die angegebene Umleitung ist drei Kilometer länger und führt wieder ganz aus dem Tal hinaus. Niemals! Ich laufe bis zur Absperrung kurz vor der Gefahrenstelle. Ein laminierter Zettel ist mit angeschlagen. Wegen Borkenkäferbefall und Baumschäden ist der Weg gesperrt. Ich blicke an den Himmel. Nicht ein Lüftchen weht. Ein strahlendes Blau über mir. Egal! Das Risiko gehe ich ein. Kaum bin ich an der Absperrung vorbei, kommt mir ein Radler entgegen. Gut. Ich bin nicht der einzige Rebell.
In Unterrauschenthal werde ich dann von einem älteren Herrn angesprochen. Ich beantworte bereitwillig seine Fragen. Ob ich etwas brauche? Ein kaltes Bier wäre der Wahnsinn! Und endlich habe ich mein kaltes Getränk in der Hand. Von ihm erfahre ich, dass der gesperrte Uferweg der Stadt Waldheim gehört. Der Wald selber aber in privater Hand. Und da beginnen die Probleme. Der Grundbesitzer sieht sich nicht in der Pflicht, die Baumschäden zu beseitigen. Die Stadt möchte keine Menschen auf ihrem Weg gefährden. So streitet man sich jetzt.

Während wir nun also auf der kleinen Bank vor dem Haus sitzen, bekomme ich zwei Scheiben dick belegt mit Wurst. Eine kleine Stärkung nach der heutigen Strapaze. Mein Zelt darf ich aber nicht aufbauen. Also muss ich weiter. Sie Sonne steht schon so verdammt tief. Ich bekomme zwar einen Tipp, wo ich zelten könnte. Dieser ist jedoch schlecht. Es ist eine dünn überwachsene Betonplatte. Da bekomme ich keinen Zelthering fest. Ich muss weiter.
In Kriebethal ist es dann schließlich so weit. Es ist eine Grünfläche nahe der Hauptstraße dort. Direkt daneben ist ein Sportplatz für Inline-Hockey. Hier baue ich mich jetzt hin. Es ist mir alles egal. Etwas Besseres bekomme ich jetzt nicht mehr. Es ist halb zehn. Direkt nebenan ist ein großer Parkplatz und reger Verkehr ist hier. Menschen kommen und gehen. Ich melde mich zumindest einmal, ob eine Nächtigung meinerseits ein Problem wäre. Nein. Na, dann, gute Nacht!
Start/Ziel: Gallschütz – Kriebethal
Laufstrecke: 26,31 km
Höhenmeter: 244 m
Zeit: 5:46 h
D.-geschw.: 4,56 km/h
Schritte: 34.953
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