Hier schlafen? Hast du gedacht!
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12.06.2021
Glatt, wie ein Spiegel liegt der Stausee am Morgen vor mir, als ich vor mein Zelt trete. Im Hintergrund die Hochhäuser von Komotau. Vereinzelt haben sich auch schon einige Menschen an das Ufer verirrt. Hier ein Jogger, dort ein Jemand mit seinem Hund. Ich lasse meinen Blick noch ein wenig schweifen, ehe ich mich daran mache meine Sachen zu packen. Wer weiß, wann die Massen hier aufkreuzen? Zumal das sogenannte Wildcampen in Tschechien ja verboten ist. Ich habe keine große Lust auf Diskussionen und Fragen.
Am Ortsausgang von Údlice entdecke ich dann ein Wirtshaus. Ein kühlendes Getränk wäre doch etwas. Also ich in den Biergarten. Andere Herrschaften sitzen hier schon. Weiter hinten im Hof kann ich ein Schwimmbecken entdecken. Wie möchte ich jetzt aber ein Radler bestellen? Ich kenne das tschechische Wort für Bier. Aber gemixt mit Limonade? Es wird ein halber Ausdruckstanz meinerseits. Dann bekomme ich, was ich möchte. In Verlegenheit komme ich, als ich beim Bezahlen nur ein paar Münzen zurück bekomme. Ich habe echt gedacht, dass man mir zu wenig gegeben hat. Hier ist aber nicht so, dass man wie in Deutschland Euro und Cent hat. Hier gibt es nur die Krone. Zumindest sehe ich in der Folgezeit auch nichts anderes. Es dauert einen Moment, ehe ich über meinen Denkfehler stolper. Bis dahin habe ich mich aber schon tief in den Mist geritten. Ein Schwall an Entschuldigungen schwappt der Bedienung entgegen.
Im Biergarten komme ich dann mit einem Herrn ins Gespräch, der mit seinen kleinen Kindern vom Schwimmbecken her kommt. Es ist wieder eine Mischung aus Englisch und Deutsch. Dann werden auch die anderen Herrschaften hellhörig. Es sind zwar alles keine ausschweifenden Gespräche. Aber das grobe Ganze möchten sie dann doch wissen. Woher ich bin? Wie lange schon unterwegs? Wo noch ganz hin? Wirklich alles zu Fuß?
Um nach Březno u Chomutova zu gelangen, muss ich zum ersten Mal an einer wirklich dicht frequentierten Straße laufen. Was mir zuvor nur beiläufig aufgefallen ist, in Tschechien gibt es keine Radwege. Hier teilt sich alles und jeder eine Fahrbahn. Sogar auf den Bundesstraßen. Dort hat man zumindest einen halben Meter hinter der Seitenlinie gelassen. So wirklich Sicherheit suggeriert dieser schmale Streifen aber nicht. Wenn ich aber weiter Richtung Süden möchte, dann muss ich dort entlang. Ich muss aber sagen, dass man sich schon Mühe gibt und einen großen Bogen beim Überholen macht.

Dann gelange ich an den Stausee Nechranice. Hier entscheide ich mich für die falsche Fahrbahn. Zu spät entdecke ich, dass es hier abseits der Straße doch einen Radweg gibt. Nun bin ich also der Dumme, der mitten über die Staumauer läuft. Noch dazu hat es angefangen zu regnen. Zuvor bin ich noch einem Herrn mit Sankt Pauli Shirt begegnet. Und dort habe ich mich auch in die Nesseln gesetzt. Nur, weil jemand ein Shirt aus meiner Heimat trägt, heißt es noch lange nicht, dass es auch ein Deutscher ist. Ich ernte jedenfalls einen verwunderten Blick, als ich mein Gegenüber mit einem Wortschwall in ein Gespräch zu ziehen versuche.
Auf der anderen Seite der Staumauer ist meine Motivation dann aber am Ende. Ich habe knappe zwanzig Kilometer in den Füßen. Ich entdecke die Beschilderung zu einem Campingplatz. Man lässt mich aber nicht hinauf. Als man mich fragt, ob ich aus Deutschland komme und diese Frage auch bejahe, werde ich nach einem Test gefragt. Habe ich nicht. Also kann ich hier nicht übernachten. Kann ich wenigstens ein kaltes Bier bekommen? Test? Nein? Kein Bier. Ja, dann nicht.
Was jetzt bekloppt wird: Kaum einhundert Meter weiter ist ein Wirtshaus. Test? Was ist das? Wofür die Maske? Interessiert hier alles niemanden. So bekommt man dort eben mein Geld.
Schlafen darf ich hier aber nicht. Jedenfalls nicht in meinem Zelt auf der Grünfläche. Ich soll doch gefälligst in das Hotel in der Nachbarschaft gehen. Was ich jedoch ablehne. Nicht, dass ich geizig bin, ich muss bei dieser Reise dennoch etwas auf meine Barschaft achten.
Über Malé Krhovice und Libědice gelange ich schließlich nach Račetice. Dort biege ich gerade um die Ecke, ruft mir ein Herr von der Bank vor einem Wirtshaus zu. Auf eine Sprache geeinigt, werde ich gebeten, mich dazu zu setzen. Nun denke ich im Verlauf des Gesprächs, dass ich einen Schlafplatz habe. Denn man stellt mir eine Gartenlaube in Aussicht. Zieht dieses Angebot aber kurz darauf wieder zurück. Kurz darauf wird mir die Hütte ein weiteres Mal offeriert und die Meinung dann erneut geändert. Ist das ein Spiel? Ich werde langsam hibbelig, denn die Sonne steht schon verdammt tief. Ich muss einen Platz finden. Nach Möglichkeit dort, wo die Leute keine Fragen stellen, wenn ich dort zelte.
Dann meint der Herr mit der Gartenhütte, dass unweit vom Wirtshaus ein Regenrückhaltebecken ist. Dort kann man getrost zelten. Die Dorfjugend macht es auch. Ich bedanke mich und nehme die letzten zwei Kilometer in Angriff. Dann endlich bin ich am Wasserbecken. Musik dröhnt zwischen den Bäumen hervor. Einige Autos stehen dort auf der Wiese.
Ich suche mir ein freies Plätzchen und komme kurz darauf mit einem der jungen Kerle ins Gespräch. Sein Deutsch ist doch recht gut, was daran liegt, dass er schon in Deutschland gearbeitet hat. So dauert diese Plauderei etwas länger. Am Ende bin ich froh, dass ich nach diesem langen Tag in meinen Schlafsack krabbeln kann.
Start/Ziel: Otvice – Račetice
Laufstrecke: 30,69 km
Höhenmeter: 201 m
Zeit: 5:55 h
D.-geschw.: 5,19 km/h
Schritte: 37.598
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