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Da braut sich etwas Großes zusammen!

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Dieser Bericht wird von der ESSO SB Station B. Wahlen aus Steinkirchen präsentiert.
Im Meisterbetrieb der KFZ-Innung wird sich neben Landmaschinen- und KFZ-Reparaturen auch um ihre Gartengeräte gekümmert.
Von Fahrzeugdiagnose zu Inspektion, Klimaservice und Reifenservice. Wenden Sie sich an die ESSO SB Station B. Wahlen.

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19.06.2021

Früher. Ich starte immer früher. Es ist kurz nach sechs, als ich mich in Bewegung setze. Zurück in den Ort und auf den Marktplatz. Ich brauche Wasser. Am Vortag hat sich nicht wirklich etwas ergeben. Wobei, wenn ich ehrlich bin, habe ich es schlicht vergessen. Der Kopf war ganz woanders. Nun stehe ich da und überlege, wo ich so früh etwas Leitungswasser abgreifen kann. Da springt mir etwas ins Auge. Am Marktplatz gibt es Feuerwehrhydranten. Die haben einen Wasserhahn. Ist ja genial! Einmal kurz die Leitung gespült, wie man es gelernt hat und eiligst alle Flaschen gefüllt.

So weit möchte ich an diesem Tag auch nicht laufen. Ich habe mir ein kürzeres Etappenziel herausgesucht. Ich möchte lediglich bis Chocenice kommen. Dort gibt es eine Pension. Lotte soll sich ausruhen können. Es ist wieder der vierte Tag in Folge. Die vierte Etappe. Der vierte Tag durch diese Gluthölle. Ich rechne zwar immer noch, dass ich in jetzt drei Etappen auf meinem Bauernhof sein kann, doch nicht, wenn ich in Chocenice pausiere. Es ist ein Kampf zwischen Wunschdenken und Vernunft. Wo ich letztendlich wirklich lande, weiß ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht.

Von Spálené Poříčí geht es nach Štítov. Auf dem Weg dorthin könnte ich mir in den Hintern beißen. Ich entdecke einen weiteren See, der mir auf der Karte aber nicht angezeigt wurde. Ich hätte gar nicht das Stück am Vortag zurückgehen müssen. Auf der anderen Seite hätte ich so heute Morgen nicht das Wasser am Marktplatz bekommen. Es hat alles seine Vor- und Nachteile.

In der Stadt Blovice suche ich dann einen Supermarkt auf, der auch in Deutschland weit verbreitet ist. Die Unterschiede in der Produktpalette sind dennoch gewaltig. Ich greife mir eiligst, was ich kenne und gehe vor die Tür. Die liegt zum Glück auf der Schattenseite des Gebäudes. Sonst wäre ich womöglich nicht in den Laden gegangen. Die Erfahrung habe ich im Vorjahr mit Lotte gemacht. Diesen Fehler werde ich bestimmt nicht wiederholen.

Über Nebenstraßen und das winzige Örtchen Nová Huť gelange ich schließlich nach Chocenice. Schnell die paar Meter an der vielbefahrenen Bundesstraße zur Pension gelaufen und dann die Enttäuschung. Ausgebucht. Ob ich im Garten, im Schatten der Bäume mein Zelt aufschlagen darf, wird verneint. Ich hätte im Garten keine Toilette. Die Argumente, dass ich dafür eine Lösung parat hätte, zählen nicht. Ich möchte lediglich der Sonne entkommen. Es bleibt beim Nein. Zumindest ein Glas eisgekühltes Wasser wird mir angeboten. Es hilft aber nur für wenige Augenblicke. Tag vier in der Gluthitze. Ich will nicht mehr! Aber der Bauernhof? Egal! Ich will nicht mehr!

Ich schleppe mich weiter. Gelange in den Ort Zhůř. Dort entdecke ich eine Auffahrt, die von großen Hecken gesäumt ist. Schatten! Ich sacke erschöpft zusammen. Neben mir liegt Lotte. Ich will nicht mehr! Hinter mir am Tor flippen die Hofhunde völlig aus. Als dann jemand kommt, denke ich, dass ich vielleicht etwas Hilfe bekomme. Das ist aber nicht der Fall. Es werden lediglich die Hunde vom Tor weggezogen. Mich lässt man in der Einfahrt liegen. Es ist zum Mäusemelken! Ich stürze den letzten halben Liter kalte Limonade in mich hinein. Zucker für den Energieschub. Irgendwie muss ich mich aufrappeln. Ich muss einen Platz finden. Lotte braucht eine Pause. Ich brauche eine Pause.

Nur wenige hundert Meter später, kurz vor Jarov u Blovic erscheint ein Friedhof am Wegesrand. Vor den Mauern stehen Bänke im Schatten der Bäume. Ich mache unterbreche die Etappe erneut. Aus den Weiten des Internetzes erreicht mich eine Nachricht von Jana, die wissen möchte, wo ich mich gerade aufhalte. Schnell meine Position durchgegeben und dann passiert etwas Gigantisches. Diese Frau macht gefühlt südlich von Pilsen das ganze Land wild. Während ich also im Schatten der Bäume sitze, findet sich tatsächlich jemand, der sich bereiterklärt mir für eine Nacht Obdach zu gewähren. Dafür muss ich aber noch bis Neurazy kommen. Nochmal gute zehn Kilometer.

Bild 1: Der Hydrant am Marktplatz mit dem Wasserhahn – Bild 2: Noch immer kein Schatten am Straßenramd – Bild 3 & 4: Der Morgen des darauf folgenden Tages nach dem Gewitter

Zeitlich ist es noch relativ früh. Später Nachmittag. Es ist durchaus realistisch. Aber die Motivation hat doch einen gewaltigen Knick hinnehmen müssen. Dennoch willige ich ein. Man gibt meinen Kontakt weiter und so lerne ich Jirka kennen. Ich kann in der Umkleidekabine des Sportheims schlafen. Alles, was ich dafür machen muss, ist nach Neurazy laufen.

Bis Žinkovy ist es durch die Wärme noch ein gewaltiger Kraftakt. Ich suche ein weiteres Mal einen kleinen Lebensmittelladen auf und decke mich mit Eis und Kaltgetränken ein. Just in dem Moment hält ein Auto und eine junge Dame kurbelt die Scheibe hinunter. Ob ich nicht bei ihnen übernachten möchte? Man hätte kaltes Bier da und würde mich sehr für meine Geschichte interessieren. Gedanklich schlafe ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn. All die Tage hätte ich etwas in der Art gut gebrauchen können und jetzt, wo ich bereits einen Schlafplatz habe, wird mir ein weiterer angeboten. Ich bedanke mich höflich und lehne letztendlich ab. Ob ich denn zumindest auf ein Bier vorbeikommen würde? Ich müsste nur zwei Kilometer in die falsche Richtung. Ich beantworte das Angebot mit einem offenen Ausgang, weiß aber in meinem Inneren, dass ich das Angebot nicht annehmen werde. Ich werde an die dreißig Kilometer in den Füßen haben, wenn ich Neurazy erreiche. Einen Umweg werde ich nicht auf mich nehmen.

Über Vojovice und Klikařov gelange ich schlussendlich nach Neurazy. In der Zeit, die ich dafür brauche, zieht hinter mir eine rabenschwarze Wolkenwand auf. Donnergroll hallt in der Ferne. Ich muss mich beeilen. Zumindest sind die Temperaturen merklich gefallen und Wind ist aufgezogen. Dazu habe ich auf den letzten Kilometer tatsächlich das eine und andere schattige Waldstück, das ich durchlaufen darf.

Just in dem Moment, wo ich den Sportplatz erreiche, bricht die Hölle los. Es ist unglaublich, was da an Wasser von oben kommt. Mit eingeschlossen die Masse an Pollen, die in den letzten Tagen durch die Luftschichten waberten. Meine Lunge ist augenblicklich zu. Ich keuche wie ein Kettenraucher. Hätte ich nur einen Moment früher meine Pollenmaske aufgesetzt, die ich für solche Ereignisse eingepackt habe. Verflucht! So ruiniert mein Körper den geselligen Teil mit Jirka und allen anderen Anwesenden. Ich bin wirklich enttäuscht. Aber auch heilfroh, dass ich an diesem speziellen Tag nicht im Zelt hocken muss. Später erfahre ich, dass in kürzester Zeit an die vierzig/fünfzig Liter auf den Quadratmeter gefallen sind.

Jirka entschuldigt sich dann noch, dass es nur die Umkleidekabine ist, die ich als Schlafplatz nutzen kann, aber das ist sowas von egal. Ich bin trocken geblieben. Die Lunge ist zwar dicht, aber auch das gibt sich wieder. Es ist ja nicht so, als wenn es das erste Mal wäre, dass ich so etwas erlebe. Nach einer kalten Dusche liege ich dann zufrieden in meinem Schlafsack und lausche dem Donner, der noch in der Ferne zu hören ist.

Am nächsten Morgen ist dann nichts mehr mit mir los. Mit Lotte schon gar nicht. Die will nicht einmal mehr aufstehen. Ich brauche dringen eine bessere Unterkunft. Ein wirklich echtes Bett. Einfach diesen Tag gar nichts machen. Auch wenn es gute zehn, fünfzehn Grad kälter ist. Den Wunschtraum den Bauernhof in zwei weiteren Etappen zu erreichen habe ich begraben. Lotte hat jetzt Priorität. Vier Tage Hitze. Sie hat sich wirklich gut geschlagen, aber die Vernunft muss jetzt siegen.

Im Nachbarort, keine zwei Kilometer weiter gibt es dann eine Pension. Und endlich ist das Glück auf meiner Seite. Ich kann ein Zimmer beziehen und dann ist Schlafen angesagt. Einfach nur schlafen. Für mich für Lotte. Später wage ich mich dann noch einmal vor die Tür. Am Nachmittag ist es so dermaßen schwül geworden, dass man die Luft in Blöcke schneiden könnte. Wenn ich nur daran denke, wie wir gelitten hätten, würden wir jetzt auf der Straße sein. Ich frage den Pensionsbetreiber, ob es möglich ist, eine weitere Nacht zu bleiben. Ich kann es mir erlauben. Noch immer bin ich voll im Rahmenplan. Ich weiß auch nicht, warum ich mich die letzten Tage selber so wild gemacht habe.

Am nächsten Tag erklärt sich Jirka dann noch einmal bereit, mir zu helfen. Mit dem Auto fahren wir nach Nepomuk. Ich muss einige Dinge einkaufen. Mein ganzer Dank gilt Jana und Jirka, die Lotte und mir sinnbildlich den Hintern gerettet haben. Ich weiß nicht, wie es mir körperlich und seelisch gegangen wäre, hätte ich das Gewitter mit voller Wucht abbekommen. Dass ich dann den Platz in der Pension noch bekommen habe, war schlussendlich die Kirsche auf der Torte.

Start/Ziel: Spálené Poříčí – Neurazy / Bližanovy
Laufstrecke: 32,82 km
Höhenmeter: 366 m
Zeit: 6:24 h
D.-geschw.: 5,13 km/h
Schritte: 40.762

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