Superheiße Hitzenapokalypse
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18.06.2021
Noch früher raus aus den Federn. Noch früher auf der Straße. Ich beginne mittlerweile an mit dem Kalkulieren, wann ich beim Bauernhof nahe Bergreichenstein ankommen könnte. Wenn ich mich ranhalte, dann kann das in vier Etappen der Fall sein. Ich versteife mich so sehr auf den Gedanken. Ich kann dann ganze zwei Wochen dort mithelfen und die Beine hochlegen. All die Hitze ist dann mehr oder weniger egal. Ich möchte nur irgendwie weg von der Straße. Ob ein Laufen auf Gewalt dabei hilfreich ist? Ich weiß es nicht. Ich möchte nur so schnell wie möglich ankommen.
Es ist fast schon Hast, die mich durch die Stadt Rokycany treibt. Solange es einigermaßen kühl ist so viele Kilometer, wie nur möglich hinter mich bringen. Bergauf und wieder bergab. Ich schnaufe und pruste. Wasser habe ich auch nicht mehr viel. In der Nacht ist das Übrige recht weit hinuntergekühlt. Was zur Folge hat, dass der Vorrat schnell schwindet. Ich etwas oder jemanden finden, wo ich meine Flaschen wieder befüllen kann. In dem kleinen Ort Veselá ist es dann der Fall. Eine junge Dame mit Kleinkind steht vor der Haustür. Ich ziehe die Flaschen aus dem Halter und eile auf den Hof. Was dann passiert, lässt mich fast aus der Haut fahren.
Ich frage höflich nach dem kalten Nass. Auf Englisch. Auf Deutsch. Zeige die leeren Flaschen. Ich kann nicht anfänglich nicht genau sagen, ob sie mich nicht verstehen will, oder etwas anderes das Problem ist. Es entbrennt eine wilde Diskussion, dass ich lediglich drei Liter Wasser haben möchte. Sie hingegen redet etwas von der Toilette. Wasser! Ich möchte lediglich Wasser! Nicht mehr! Ich will nicht das Haus klauen. Nur etwas Wasser! So habe ich noch nie um Leitungswasser »kämpfen« müssen. Zwischendrin möchte ich ihr meine Flaschen wieder abnehmen, die sie schon einige Augenblicke in der Hand hält. Wenn sie wirklich nicht will, dann soll sie mir meine Sachen wiedergeben. Nein. Wir brüllen uns halb auf der Auffahrt an. Wo bin ich hier gelandet? Letztendlich bekomme ich es aber doch. Angefressen bin ich trotzdem.
In Mešno entdecke ich dann einen von diesen Handbrunnen, wo man einen Hebel auf und ab bewegt und aus der Tiefe das kühle Nass kommt. Er funktioniert! Ich reiße mir mein Hemd vom Leib und stecke Kopf und Oberkörper unter die plätschernde Wassersäule. Der schönste Augenblick bisher an diesem Tag. Lotte wird mit Wasser versorgt. Das Dumme ist nur, dass es gefühlt eine halbe Minute dauert und die Sonne alles wieder abgetrocknet hat. Eine bereifte Badewanne mit Motor wäre jetzt der absolute Kracher. Leider bin ich zu Fuß hier. So laufe ich weiter. Lotte läuft zügigen Schrittes durch die Grünstreifen und etwas abseits auf den Feldern.
In Lipnice entdecke ich dann wieder einen dieser Dorfteiche. Lotte wird augenblicklich zum Baden geschickt. Dann setzen wir uns wieder einmal in eines der Bushäuschen, die uns schon die Tage zuvor für einen Moment Schutz vor Sonne gegeben haben. Wenn ich den nächsten Ort erreiche, soll auch Schluss ein für heute. Ich bin durch. Der Hund braucht dringend eine Pause. Auch wenn sie sich so gut schlägt.

Ich habe jetzt nur ein Problem. Der Weg nach Spálené Poříčí ist gesperrt. Bauarbeiten. Egal welches Argument ich vorbringe, man will mich nicht vorbei lassen. Auch nicht seitlich über die Felder. Ich soll die Umleitung laufen. Was bedeutet, dass ich drei Kilometer weiter laufen muss. Ich bin überhaupt nicht glücklich, will es aber unbedingt noch in den nächsten Ort schaffen. Dort sind laut meiner Naviangaben Seen. So schlage ich den Weg nach Těnovice ein.
Das aber endet, für mich gefühlt, beinahe in einer Katastrophe. Lotte ist jetzt an die sechs Wochen mit mir auf der Straße. Zumeist ist sie ohne Leine gelaufen. Diese Zeit kratzt an Perfektion. Sicher hat sie mal einen kleinen Ausreißer. Aber es ist alles nicht der Rede wert. Selbst ein Mensch schafft es nicht, jede Sekunde in seinem Leben in den vorgegebenen Verhaltensmustern zu bleiben. Wir haben auch unsere Ausreißer. Lotte hat ihn heute. Am gefühlt heißesten Tag der bisherigen Tour. Sie entdeckt einen Feldhasen auf weiter Flur. Von da an ist es vorbei. Brüllen brauche ich nicht. Sie ist im Tunnel. Um den Hasen selber mache ich mir keine Sorgen. Der kommt weg. Die einzige Frage ist, wann schafft er es, den Hund abzuschütteln? Für gewöhnlich ist das ein Unterfangen von wenigen Sekunden bis ein paar Minuten. Hier ist es anders. Dadurch, dass weit und breit nur weites Feld ist, hat er kaum die Möglichkeit ein Versteck zu finden. Lotte hingegen rennt sich gerade alle Reserven aus dem Leib, die sie noch hat.
Als sie endlich wiederkommt, ist fast nichts mehr mit ihr los. Sie atmet so schwer, trampelt sich fast auf die eigene Zunge. Ich stehe auf der Straße und werde fast hysterisch. Schatten? Habe ich nicht. Wasser? Einen halben Liter noch, der die Umgebungstemperatur angenommen hat. In einiger Entfernung ist ein Busch. Dessen Blattwerk wenigstens ein löcheriges Schattenbild auf dem Boden zeichnet. Lotte, du blöde Kuh! Ich gieße den halben Liter Wasser in den Falteimer. Zumindest etwas Flüssigkeit. Trink, Mädchen! Ich weile eine viertel Stunde, vielleicht auch länger mit ihr an diesem Ort. Ich muss ins Tal. Ich muss es irgendwie nach Spálené Poříčí schaffen. Dort werde ich Wasser bekommen. Drei Kilometer noch. Irgendwie muss ich es mit Lotte schaffen.
Im Ort selber meint es Fortuna dann wirklich gut mit mir. Mitten auf dem großen Marktplatz befindet sich ein Brunnen mit Fontänen, die gut einen halben Meter in die Höhe spritzen. Es ist mir jetzt so egal, ob Lotte davon ein Fan ist oder nicht. Ich greife sie mir und stelle sie einfach ein eine der Wassersäulen. Dass ich dabei auch nass werde, ist mir ebenfalls völlig egal. Ich halte sie eine Weile am Halsband fest, dass sie auch ja nicht wegkommt. Die umherstehenden Leute beobachten mich mit verwundertem Blick. Erst nachdem Lotte wirklich von oben bis unten nass ist, bin ich selber etwas beruhigter. Jetzt muss ich nur noch einen Ort finden, wo ich heute Nacht schlafen kann. Nach all dem Schrecken bin ich bereit für ein Zimmer zu zahlen. Nur finden kann ich nichts. Alles ist ausgebucht.
Von Passanten bekomme ich den Tipp, dass ich doch am See zelten kann. worauf ich auch selber hätte kommen können. Der Kopf war für diese Gedanken nur nicht wirklich empfänglich. Dafür muss ich aber ein gutes Stück zurück und einen anderen Pfad einschlagen. Egal. Ich laufe zu dem angesprochenen Ort und beginne mein Nachtlager aufzubauen. Die Anwesenden beobachten mich, protestieren aber nicht. Es ist das erste Mal, dass ich auf dieser Reise eine Runde schwimmen gehe. Lotte liegt am Ufer und schlendert zwischen den anderen Leuten umher.
Was ich dann aber äußerst eigenartig finde: Die weiteren Menschen verlassen augenblicklich den See, als ich mich zum Schlafen in mein Zelt lege.
Start/Ziel: Osek – Spálené Poříčí
Laufstrecke: 27,02 km
Höhenmeter: 330 m
Zeit: 5:32 h
D.-geschw.: 4,88 km/h
Schritte: 34.200
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