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Elf Tage Caldis Farm

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Dieser Bericht wird von der Firma PWH Landmaschinentechnik aus Jork präsentiert.
Von Entwicklung, Handel bis hin zum Service ist man hier seit mehr als 35 Jahren breit aufgestellt. Sowohl die eigens lokal entwickelten Spezial-Obstbaumaschinen als auch das Installieren, Warten und Reparieren der Landmaschinen stehen dabei im Vordergrund. Das große, umfangreiche Ersatzteillager und der Handel mit Neu- und Gebrauchtmaschinen runden das Angebot ab.
Zukünftig bietet man zusätzlich auch die Möglichkeit, Ersatzteile selbstständig und bequem von zuhause über ein Online-Portal zu bestellen.
PWH Landmaschinentechnik bietet eine individuelle Produktpalette und innovative Lösungen für den modernen Obstbau.

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24.06.2021 bis 04.07.2021

Um ehrlich zu sein, habe ich mir das hier auf dem Bauernhof ein wenig anders vorgestellt. Das mag aber wohl daran liegen, dass meine Gedanken zu sehr im Denken der breiten Masse angesiedelt sind. Als ich mich für die Caldis Farm mit seiner Bisonzucht entschieden habe, dachte ich halt, dass die Tiere auch eine Art Stall haben. Einen Ort, den man reinigen, wo man Futter nachlegen muss. All das, ist nicht vorhanden. Es gibt hier elf Tiere, die auf einer zehn Hektar großen Weide einfach nur ihr Leben leben. Sie sind menschenscheu und können gefährlich werden, wenn man ihnen zu nahe kommt. Als mich Sandro am Vorabend grob eingewiesen hat, sind diese Fragen halt gekommen. Weiter dann, wofür die Tiere gezüchtet werden. Da gibt es viele Antworten. Zwei sind Fleischproduktion und Wolle. Moment! Wolle? Ja. Bisonwolle ist teuer und lässt sich gut verkaufen. Viel besser ist, dass man sie nicht scheren muss, was auch viel zu gefährlich wäre. Die Tiere werfen sie einfach ab und man geht später über die Weide und sammelt alles Abgeworfene von Hand auf.

Mit der Fleischproduktion ist das auch anders. Es ist nicht so, dass da ein Transporter kommt, der das zu schlachtende Tier abholt und zum Schlachthof fährt. Nicht lebendig. Das Tier wird im Vorweg geschossen. Erst dann wird es abtransportiert. Spannender wird es mehr zum Ende des Jahres, wenn zum Beispiel die Jungtiere markiert werden. Dafür hat man extra ein Holzkonstrukt gebaut, wo sie mit Vorsicht hineingetrieben werden. Dabei muss man immer die erwachsenen Tiere im Auge behalten. So von wegen Unmutsbekundungen. Wenn ich also mehr mit den Bisons hätte arbeiten wollen, hätte ich im Herbst kommen müssen. Das wusste ich nicht. Das ist jetzt so. Arbeit gibt es ohnehin genug hier.

Bild 1: Der Fußboden auf dem Heuschober wird vernagelt – Bild 2: Große Freude. Der Balkenmäher funktioniert wieder – Bild 3: Kampf dem Sauerampfer – Bild 4: Mächtige Tiere

Zum Beispiel die Schäden vom letzten Regenfall beheben. Wasser im Keller im Haus mit den Ferienwohnungen ist eine Baustelle. Eine weitere ist der Kies, der talwärts gespült, der die Wege befestigen soll. Bewaffnet mit einer Schiebkarre und Schaufel geht es für mich am ersten Tag darum, die Wege wieder zu befestigen. Zwei, drei, vier und noch mehr Schiebkarren bringe ich wieder die Anhöhe hinauf und verteile den Inhalt auf den Wegen.

Dann wird mir der Rohbau des Heuschobers gezeigt. Was ein starkes Konstrukt. Ich habe bisher Häuser gesehen, die mit den Baumstämmen gebaut wurden. Da zahlt man schon ein Vermögen dafür. Hier hat man auf diese Bauweise einen Heuschober errichtet. Der Boden ist verlegt, aber noch nicht wirklich verschraubt. Beim Dach das Gleiche. Alles ist noch mit Folien bedeckt und soll Regen abhalten. Denn zeitgleich liegt hier schon Heu, das nicht nass werden darf.

Bereits am ersten Tag wird mir eines schnell bewusst. Sandro und Eliane sind zu meist auf sich alleine gestellt. Vor knapp zwei Jahren haben sie den Hof übernommen. Dazu kommen sie aus Berufen die nicht wirklich etwas mit Landwirtschaft zu tun haben. Eliane ist Physiotherapeutin und Sandro hat zuvor als Lehrer gearbeitet. Sie selber lernen jeden Tag etwas dazu. Das größte Problem ist halt, dass ihnen Hände fehlen, die mit anfassen. Auch müssen sie sich mit einigen Versäumnissen des Vorbesitzers auseinandersetzen müssen.
Das hat dazu geführt, dass sich viele Aufgaben überschneiden. Das eine ist noch nicht wirklich fertig, da kommt schon etwas, wofür das Erste aber gebraucht wird. Zum Beispiel der Heuschober.

Aber zurück zu meinen Aufgaben. Eine Weitere ist gewesen, kleinere Tümpel zu zuschütten, die während der Bauarbeiten des Schobers entstanden sind. Das ist nicht ganz so leicht gewesen. So viele Steine und größere Felsen im Erdreich. Da ist das Schaufeln recht kraftaufwändig gewesen. Zwischendrin habe ich Besuch von den drei Pferden erhalten, die hier mit umherlaufen. Man hat mich diesbezüglich darauf hingewiesen, dass diese sehr neugierig sind. Besonders bei Hunden. Viele Hunde fühlen sich dadurch bedrängt und fangen das Bellen, worauf die Pferde mit Tritten reagieren. Wie Lotte reagiert? Ausprobieren. Sie ist ein einem Kuhstall auf die Welt gekommen. Da dürften Pferde keinen großen Unterschied machen. Und wirklich. Mit der Ruhe eines Gebirgssees im Morgengrauen steht sie auf der Weide. Wenn ihr die Pferde dann doch zu nahe kommen, geht sie einfach auf die andere Seite vom Zaun. Ich liebe meinen Hund. Sandro und Eliane stehen da und staunen nicht schlecht. So etwas haben sie auch noch nicht gesehen. Überhaupt sind die Zwei sehr angetan von meiner vierbeinigen Begleiterin. Während in der Nachbarschaft stets »wilde Sau« ist, wenn auf der Straße etwas passiert, steht Lotte nur da und blinzelt in den Tag.

Am Samstag kommt dann eine weitere Helferin auf dem Hof an. Fabienne, eine Dame aus Frankreich, die aber in Tschechien heimisch geworden ist. In ihrem Urlaub kommt sie hier her, um zu helfen. Was mich an ihr beeindruckt, ist ihr Wissen um Sprachen. Neben ihrer Muttersprache französisch spricht sie noch tschechisch, deutsch, englisch, spanisch und bestimmt auch noch mehr. Durch die Besuche auf Bauernhöfen, wo sie sich dann einbringt, kommt sie mit der Welt in Verbindung. Das ist das Schöne am »WWOOFing«. Aber auch bei »Work Away« ist sie eingeschrieben. Einer ähnlichen Plattform. Man kommt zu einem bestimmten Ort und bringt sich gegen Kost und Logis dort ein. Fabienne wird sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich um das Gemüsebeet kümmern.

Ich pendel so ein bisschen zwischen Sandro und Eliane hin und her. Mal sitze ich mit auf dem Dach des Heuschobers, dann repariere ich einen Aufsitzmäher, den Sandro gebraucht erworben hat. Oder ich laufe auf der Pferdekoppel mit umher und sammel Pferdeäpfel und reiße Sauerampfer aus dem Boden. Letztgenannte Aufgaben empfinde ich jedoch als ziemlich zermürbend. Man ist eine Stunde zugange und hat gefühlt nichts geschafft. Und obwohl die Schiebkarre voll ist. Nein, so wirklich vom Hocker reißt mich das jetzt nicht. Muss aber gemacht werden. Also in die Hände gespuckt.

Anders ist es aber beim Aufsitzmäher. Auch wenn ich anfänglich innerlich nicht sonderlich erbaut war, dass ich reparaturtechnisch etwas machen soll. Bitte nicht falsch verstehen. Bei der »Bewerbung« für einen Hof muss man angeben, was man an Fähigkeiten mitbringt. Dass es etwas zu reparieren geben wird, war von vornherein auch klar. Mein Kopf wollte aber nicht wirklich. Als ich dann aber dabei war, hat es auch wieder Spaß gemacht. Es war dazu ein äußerst einfaches Problem. Die Verbindung vom Sitzteil zum motorisierten Balkenmäher ist festgerostet gewesen. Die Lenkung, wenn man so will. Etwas Feuer, einige Hammerschläge, Schmirgelpapier und Fett. Problem gelöst. Es ist ein schönes Bild, wie Sandro mit einem breiten Grinsen die ersten Runden dreht.

Einmal, vielmehr zweimal versuchen wir dann, die Pferde auf die Winterweide zu bringen. Das ist genau genommen der Ort, wo sich gerade die Bisonherde aufhällt. Die tauschen einmal zum Herbst und dann zum Frühjahr die Grünflächen. Die Bisons fressen Pflanzen, die von den Pferden ignoriert werden und umgekehrt.
Beim ersten Mal bekomme ich die Leitstute, die auf den Namen Ticiana hört. Wenn sie denn will. Genau da ist das Problem. Ich habe noch nie ein Pferd geführt und strahle Unsicherheit aus. Das merkt sie natürlich und nutzt es knallhart aus. So sehr, dass wir den ersten Tag auf halber Strecke abbrechen müssen. Ich bekomme auf dem Rückweg den Wallach Rarašek, mit dem ich wesentlich besser klarkomme. Sandro kümmert sich unterdessen um die sture Stute.

Beim zweiten Mal bekomme ich gleich den Wallach. Wir laufen auch nicht über die Dorfstraße, wie wir es zuvor versucht haben. Stattdessen schlagen wir den Weg über die Weide ein. Eine riesige Fläche, wie ich jetzt erst richtig bemerke. Wir laufen und laufen. Einmal über den Bach, der die Weide teilt und dann immer weiter.
Als wir dann bei den Bisons ankommen, ist richtig Freude da. Die Tiere kommen zum Tor gelaufen und denken, dass es jetzt auf die andere Weide geht. Aber eigentlich sollte das eine Runde für die Pferde sein.

Bild 1: Ein Blick von oben – Bild 2: Prüfende Blicke – Bild 3: Welch eine Aussicht

Eliane erklärt mir, dass sie diese Tour einige Male machen, um die Pferde an die neue Umgebung zu gewöhnen, bevor es wirklich auf die andere Grünfläche geht. So kletter ich auf den Zaun und werfe einen Blick rüber auf die andere Seite. Da stehen sie also. Mächtige Tiere. Riesige Köpfe. Und alle inkontinent. Von Sandro erfahre ich, dass sie das immer machen, sobald Menschen auf der Bildfläche erscheinen. Es wird hinten heraus alles abgesondert, was gerade vorhanden ist. Sarkastisch betrachtet: Ein wirklich tolles Bild. Elf Bisons, die im Kollektiv stinkende Haufen und Pfützen hinterlassen.

Das einmal eine kurze Zusammenfassung meiner elf Tage auf der Caldis Farm im Örtchen Červená nahe Bergreichenstein in Tschechien. Es war eine aufschluss- und lehrreiche Zeit. Ich möchte mich hier noch einmal bei Eliane und Sandro, aber auch bei Fabienne bedanken, dass ich diese elf Tage mit ihnen verbringen durfte. Ich möchte nicht ausschließen, dass es mich irgendwann noch einmal dorthin verschlägt. Ob als Helfer oder einfach als Urlaubsgast in einer ihrer Ferienwohnungen. Für Menschen, die in ihrem Urlaub eher auf großen Trubel verzichten und mehr die Abgeschiedenheit bevorzugen, würde ich es fast schon als Geheimtipp bezeichnen.

Das Video, das einen kleinen Einblick in die Zeit in bewegten Bildern gewährt, kann man hier sehen.

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