Von einer geplatzten Milchtüte, von Hundekacke und einem Happy End!
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28.03.2017
Geweckt vom Zwitschern der Vögel, die den neuen Tag begrüßen, geht es auch für mich aus den Federn. Es ist kurz nach sieben Uhr. Die Luft ist herrlich kühl, die Sonne schickt die ersten Strahlen über das reetgedeckte Bauernhaus. Langsam beginne ich meinen Krempel zusammen zupacken.
Um zehn ist endlich alles verstaut. Völlig verrück. Da hat man schon so wenig bei sich, aber bis man alles wieder in den Taschen hat, das Zelt zusammen und alles Übrige. Die Zeit wird regelrecht aufgefressen. Ich verabschiede mich von meinem Gastgeber und setze mich langsam wieder in Bewegung.
In Geesthacht wechsel ich die Elbseite. Warum ich auf der Hamburger Seite gefahren bin, obwohl ich wusste, dass es dort viel weiter ist? Der Weg dort. Die Häuser. Es ist der krasseste Kontrast, den ich kenne. Es gehört zur Stadt Hamburg, man fühlt sich aber in einer anderen Welt. So ländlich, bäuerlich noch. Die vielen Gewächshäuser, die engen Straßen. Alleine ein Wochenendtrip lohnt sich dort absolut.
Während ich so Kilometer um Kilometer abspule, begegnet mir so mancher Radler. Während ich am Elberadweg eine Pause einlege, hält plötzlich ein älterer Herr. Auch sein Fahrrad schwer beladen. Auf Nachfrage erzähle ich ihm, dass ich bis in den Süden der Republik möchte. Er runzelt kurz die Stirn, kramt etwas aus seiner Tasche und reicht es mir herüber. Ich würde es eher gebrauchen, als er, da er fast am Ziel sei.
Selbstgebackenes Brot sagt er grinsend und wünscht mir noch viel Glück, ehe er sich wieder in den Sattel schwingt. Etwas verwundert stehe ich mit meiner Schokolade und dem Brot in der Hand und schaue ihm noch einen Moment nach. Wo soll ich diesen Klumpen denn jetzt noch hinein bekommen, schießt es mir in den Kopf. Mit etwas Tetris-Technik gelingt es mir schließlich und auch ich setze meinen Weg fort.
Die Sonne gewinnt unterdessen immer mehr an Kraft. Der Hund trampelt fast auf seine Zunge, trotz diverser Trink- und Badeunterbrechungen. Zeit für eine Anhänger-Pause. Insgesamt achtzehn Kilometer kann ich ihn dadrin behalten. Was mir aber auch die ganze Zeit Gejammer und Genörgel einbringt. Geht aber nicht anders. Ich kann sie nicht die ganze Zeit laufen lassen. Selbst wenn sie es will.
Die Elbuferstraße ändert sich nun langsam und allmählich. Es tauchen Waldstücke auf. Der Flusslauf selbst ist in etwas weiterer Ferne gerückt. Fahrradfahrer begegnen mir diesen Tag zuhauf. Rennradfahrer, die ihre Tagestouren abreißen. Radtouristen, wie ich es bin nur die Wenigsten.

Gegen Spätnachmittag macht sich das Verlangen nach etwas Vernünftigen zu Trinken in mir breit. Ewig nur Wasser zieht jetzt nicht mehr. Irgendetwas mit Geschmack wäre der Renner, doch um diese Zeit eine geöffnete Kneipe zu finden, ist ziemlich schwer. Die Fahrrad-Saison gehe gerade erst los, sagt man mir. Da haben viele noch nicht auf. Ich müsse nach Bleckede fahren. Also drauf los. Zufrieden bin ich dennoch nicht, als ich dort ankomme. Auch noch wählerisch sein. Sicher! Weiter!
In Alt Garge habe ich jedoch genug. Wieder an der Elbe halte ich an. Auf der Uferseite ist eine kleine Hütte, die wohl ein Kiosk oder Imbiss darstellen soll. Und natürlich ist das Teil zu. Ein Kerl, etwa mein Alter kommt mir entgegen. Auf die Frage, wo man eine anständige Wirtschaft finden würde, bleibt er stehen. Er kramt eilig die Radlerkarte vom Elberadweg heraus.
Warum habe ich so etwas eigentlich nicht? Gnarf! Nein … das wäre zu einfach. Außerdem möchte man ja Kontakte knüpfen. Und wenn es sich nur um die Frage dreht, wo man etwas zum Beißen bekommt. Als Antwort bekomme ich Neu Dachau genannt. Noch mal sieben Kilometer. Man wechselt noch kurz die Worte, welches Vorhaben man verfolgt ehe man sich wieder trennt.
Es nützt nichts. Ich habe Hunger. Ich muss an meine Tetris-Taschen ran. Was ich entdecke, lässt mein Gemüt zu diesem Zeitpunkt gänzlich in den Keller rauschen. Meine Milchtüte ist eingerissen. Also alles rausholen und sauber machen. Die Kartoffeln und Karrotten sind in Weiß gesprenkelt und am Boden hat sich eine schöne Pfütze gebildet. Ein wahres Milch-Feucht-Biotop.
Da die Karrotten und Kartoffeln in ihren Plastetüten ebenfalls schwimmen, muss Ersatz her. Aber woher jetzt neue Tüten nehmen? Du hast die Milch jetzt raus. Die Kartoffeln und Möhren lose rein? Dann ist gleich wieder alles dreckig. Die Kacktüten vom Hund sind meine Rettung. Auch wenn der Gedanke echt schräg ist. Egal.
Plötzlich steigt eben dieser Duft an meine Nase. Der Duft von Kacke. Ich blicke zu meinem Schuh und könnte aus der Haut fahren. Ich bin doch in so einen Haufen gelatscht. Zum Glück habe ich die Tasche da nicht reingestellt. Dennoch ätzend.
Nach einem kurzen Snack setze ich meinen Weg nach Neu Dachau endlich fort. Dort werde ich dann schließlich fündig. Am Fähranleger ist ein Lokal, wo ich mir meine verdiente Belohnung abholen kann. Im Gegensatz zum Vortag konnte ich meine Leistung um acht Kilometer steigern.
Auf das Zelt habe ich diese Nacht keine Lust. Zwar ist das Wetter wie gemalt dafür. Aber meine technischen Gerätschaften, wie Navi wollen mal wieder richtig vollgeladen werden. Durch den Tipp eines anwesenden Pärchens lande ich schließlich abgekämpft im »Elbnest«, wo ich den Abend mit dem Schreiben meines ersten Tagesberichts ausklingen lasse …
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In den Vierlanden ist wirklich schönes Radeln!
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Auf jeden Fall!
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Hallo Mütze 🙂
Wo du wohl steckst? Wir haben uns gestern (oder vorgestern?) ,:D getroffen bei Lenzen. Ich war die blonde mit dem mountainbike ziemlich in rotschwarz gekleidet und sehr freudig der heißen dusche entgegenblickend ;)! Bin jetzt in Lauenburg und morgen finally in Hamburg. Dann geht’s vielleicht weiter mal sehen..! Ich wünsche dir nur das beste auf deiner Tour..Gutes Wetter guten Wind und nette Menschen! Ganz liebe grüße, Luisa
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Ja, hey! Freut mich, dass Du den Blog gefunden hast. Ich stecke derzeit 80 km vor Berlin und bin zum Warten verdammt. Aber dazu mehr im Blog 😉
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