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In Oederan ist Schluss! – Etappe abgebrochen!

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07.04.2017

Mein Gesprächspartner vom Vortag sollte Recht behalten. Schon während der Morgen graut höre ich es an der Fensterscheibe prasseln. Regen. Naja, soweit nicht schlimm. Ich habe ja gute Regenkleidung mit. Wäre nicht der erste Tag, den ich so auf dem Sattel sitze.

Also Sachen gepackt, gefrühstückt, Klamotten an und los. Der Ausweg aus dem Tal war jetzt nicht ganz so steil, wie das hereinfahren. Schieben muss ich dennoch. Egal. Der Regen ist mittlerweile nicht mehr so doll. Mehr so ein andauernder, feiner Sprühregen. Wenn nur der Wind nicht wäre.

Oben auf dem Kamm trübt sich meine Stimmung etwas. Ich habe die ganze Rotze von vorne. Nützt nichts. In die Pedale getreten. Bis Olbernhau fehlen mir etwas mehr als sechzig Kilometer. Bei dieser Witterung nicht einfach. Aber der gestrige Tag verlief so vielversprechend. Denk positiv! Wird schon!

So kämpfe ich mich Kilometer um Kilometer an mein Ziel heran. Jeder überwundene Meter, gerade bergauf löst einen kleinen Jubelschrei in mir aus. Diesen Meter musst du nicht mehr fahren. Der ist hinter dir. Wenn ich das als bildliche Metapher beschreiben müsste: Ich wäre ich in dieser Situation die Hummel, die nicht weiß, dass sie rein mathematisch nicht fliegen kann, es aber tut.

Und dennoch zerren Wind und Regen an meinen Nerven. Der Hund, generell keine Wasserratte, hockt wie ein Häufchen Elend im Anhänger. Nach dreieinhalb Stunden ist die Luft raus. Ich muss etwas essen. Hinter Hainichen halte ich an einem kleinen Gasthof, der Mittagstisch anbietet. Zwanzig Kilometer habe ich gerademal geschafft. Ganz Klasse! Allerdings hat der Gasthof nur ein Mittagsgericht auf der Karte. Egal. Heiße Nudelsuppe ist genau das, was ich jetzt benötige.

Sie schmeckt mir so gut, dass ich mir einen zweiten Teller gönne. Muss aber inklusive zweier Getränke keine zehn Europas bezahlen. Der Wahnsinn. In der Wirtschaft nehme ich Kontakt zu Herrn Böttcher auf, der mir im Raum Olbernhau die Unterkunft besorgt hat. Als ich höre, wo sich der Ort befindet, entgleisen mir die Gesichtszüge. Keine zweiundvierzig Kilometer, sondern zweiundfünfzig muss ich wieder fahren. Und es ist schon halb drei am Nachmittag.

Der Wind, der Regen lassen sich dadurch nicht beirren. Sie prasseln und pusten mir weiter fleißig entgegen. Wie willst du das bis acht Uhr schaffen? Der Wind müsste drehen.

NEUN Kilometer in der Stunde BERGAB! Mit Pedale treten!

Nein, dieser Tag ist ganz sicher nicht deiner. Um halb fünf erreiche ich Oederan. Auf dem Tacho grinst mich die dreißig an. Dreißig Kilometer in über fünf Stunden. Beim Edeka mache ich eine Pause. Ich bin mittlerweile patschnass. Der Hund sowieso. Noch immer vierzig zu fahren. Und das richtige Erzgebirge kommen erst noch. Derzeit befinde ich mich in Mittelsachsen. Wie soll ich das schaffen? Die Beine brennen, der Körper friert, die Augen werden langsam schwer. Das ist zu viel für heute.

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Ein „schlechter“ Tag.

Also Rufe ich in Olbernhau an. Dass ich in Oederan bleibe, mir dort ein Zimmer suche. Nur leider würde dann die Begegnung mit dem Herrn Böttcher ins Wasser fallen. Gemeinsam versucht man nun eine Lösung zu finden, wie dieses Treffen nun doch noch stattfinden kann.

Zur Erklärung: Der Herr Böttcher hat mir damals bei meinen metallischen Bauteilen zu meinen Flaschenöffnern geholfen. Mehr die Firma, wo er arbeitet. Aber er hat sich in der Zeit als Ansprechpartner herauskristallisiert. Er kann mich leider nicht holen, da er noch in anderlei Dingen eingespannt ist.

Schließlich willigt einer seiner Arbeitskollegen ein, mich aus Oederan zu holen. Dass es mich fünfzig Kröten kostet ist mir egal. Ich komme aus dem Regen raus und schaffe es zum Treffen. Während ich warte, darf ich zusammen mit dem Hund, der wie Espenlaub zittert, beim Edeka vorne im Eingangsbereich sitzen. Zumindest raus aus der Witterung.

Der Abend später selbst ist eine nette Veranstaltung mit Live-Musik in der Kneipe. Kurz vor Mitternacht falle ich dann schließlich völlig erschöpft ins Bett. Morgen geht es dann weiter. Ins wirkliche Erzgebirge rein. Hoffentlich ohne Regen und Wind …

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