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Auf geht es Richtung Heimat!

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17.04.2017

Was waren die drei Tage Beinehochlegen schön! Nichts ziept mehr, die Stufen zu meinem Zimmer in der Wirtschaft sind wieder ein Klacks! Ich könnte locker noch einige Tage länger hier bleiben. Leider geht es nicht, wenn ich meine Reise zu Ende bringen möchte und ich habe meine Pause bereits einen Tag überzogen.

Somit alles wieder einpacken und verlasten. Während ich also alles am Fahrrad und am Anhänger wieder verstaue, sorgt das Wetter nicht gerade für Freudensprünge bei mir. Eigentlich bekräftigt es den Gedanken, hier noch etwas länger zu bleiben. Schnee, Regen oder beides zusammen. Wir haben Mitte April! Kannst du da oben mal mit der Grütze aufhören? Ist ja schrecklich!

Gegen halb elf setzt sich mein Tross dann in Bewegung. Am Vortag hat mir ein Gast in der Wirtschaft gesagt, dass ich mich an den alten König Ludwig Main Donau Kanal halten soll. Er führt mich direkt nach Bamberg und ab da kann ich dann dem Main folgen. Das Beste bei der Sache. Keine Berge. Nicht einer! Okay, das ist gelogen. Einen Berg habe ich vor mir. Von Pilsach geht es über den Berg nach … Berg. Kein Witz. Die Ortschaft heißt wirklich so.

Am Mein-Donau-Kanal nahe Erlangen.

Manchmal frage ich mich, wer damals diese literarischen Ergüsse bei so manchen Ortsnamen hatte. Wahnsinn. Ich muss auch immer wieder an Kotzen im Havelland denken. Wer nennt seinen Ort schon Kotzen? Aber das mal beiseitegeschoben. Ich bin in Bayern und möchte, nein, muss wieder nach Hause. Zehn reine Fahrradtage und einmal noch Beine hochlegen. Wird verdammt eng mit der Zeit. Aber versuchen werde ich es allemal.

Während ich mich also über den Berg nach Berg kämpfe, regnet es ununterbrochen. Das ändert sich auch nicht, als ich endlich den Kanal erreiche. Der Radweg hier ist ein gewalzter Sandweg. Schön zu fahren. Aber durch den Regen wird doch sehr viel Mist vom Reifen mit aufgenommen und auf den Anhänger geschleudert. Lotte passt das alles mal so gar nicht. Wasser von oben. Dreck und Wasser von vorne. Nicht nur einmal werde ich von ihr angemault. Zum Glück kann ich die Äußerungen nicht deuten. Aber nette »Worte« sind bestimmt nicht viele darunter.

Während ich so am Kanal entlang radel, fallen mir immer wieder künstlerische Gebilde auf. Aus Stein, Holz oder Metall. Mal die Baustoffe separat, mal kombiniert. Kunst am Kanal weisen Schilder immer wieder auf diese Gebilde hin. Gleichmäßig fallen die Regentropfen auf mich nieder. Lassen sie das Wasser ein einem Meer aus kleinen Wellen, die sich ringförmig ausbreiten und andere immer wieder schlucken, erscheinen. Um mich herum erhebt sich die Landschaft, oder senkt sich in tiefe Täler hinab. In der Talsohle liegen dann immer wieder Dörfer.

Der Kanal selbst ist von der Breite her zu vergleichen mit der Wettern, die man von uns auf dem Weg nach Stade quert. Der Wasserlauf verengt sich alle Paar hundert Meter für einen kurzen Abschnitt, ehe er wieder seine »Urform« einnimmt. In Abständen von wenigen Kilometern tauchen immer wieder alte Schleusen auf. Direkt daneben stehen die alten Schleusenwärterhäuschen. Die Brücken, die den Kanal überqueren haben unter sich einen Weg, dass man nicht zur Straße hinauf fahren muss, sondern einfach auf Kanalhöhe weiter radeln kann.

Es steigt glatt ein wenig Wehmut in mir auf. Wie schön muss der Weg erst sein, wenn das Wetter sonnig und strahlend ist? Ich würde zu gerne ein Foto machen. Leider erlauben es die Wassermassen von oben nicht. Ich könnte zwar unter einer der Brücken anhalten, oder gar die im Gehäuse geschützte Go-Pro-Kamera nehmen. Auf den Bolzen komme ich aber aus irgendeinem Grund nicht. Dafür könnte ich mir jetzt noch in den Hintern beißen.

Bis Fürth, also knappe vierundvierzig Kilometer seit dem heutigen Startschuss habe ich Dauerregen, einen quakenden Hund und sonst aber Bock auf Fahrradfahren. Regen hin oder her. Dass ich patschnasse Schuhe habe, ist mir recht egal.

Hinter Fürth treffe ich dann auf den aktuell genutzten und befahrenen Main-Donau-Kanal. Ich bekomme so weit weg von der Küste Schiffe zu sehen. Noch verrückter ist, ich stehe auf einer Brücke. Gefühlte fünfzig Meter unter mir verläuft eine Bundesstraße. Und neben mir schiebt sich langsam ein Schiff an mir vorbei. Kranker Scheiß …

Der Tag eilt voran und nicht weniger langsam steigt der Kilometerzähler meines Tachos. Gegen Einbruch der Dunkelheit habe ich es bis Forchheim geschafft. Knappe fünfundzwanzig Kilometer vor Bamberg. Ich selbst habe fast neunzig auf der Uhr stehen. Die beste Tagesetappe überhaupt, seit ich losgefahren bin. Da schläft es sich gleich nochmal so gut. Und Morgen geht es dann nach Bamberg rein. Ich bin gespannt …

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