Regen zermürbt, Wind bringt dich um …
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18.04.2017
Unterm Strich war das Zimmer in dieser Nacht großer Mist. Der Nachttisch abgebrochen, Steckdosenverkleidungen kaputt, die Abdeckung der Stromverbindungen an der Deckenlampe lose, dass man die Lüsterklemmen sehen kann. Aber fünfundfünfzig Europas verlangen. Für einen Moment war ich am Überlegen, ob ich dagegen anzicke, hätte es aber wohl am Vorabend machen müssen.
So habe ich zähneknirschend bezahlt. Immerhin war das Bett gut und von der Nacht habe ich mal so gar nichts mitbekommen. Als ich meinen Tross wieder beladen möchte, fällt mir auf, dass durch den Dreck und das Wasser vom Vortag meine Plastikbox am Anhänger abgesoffen ist. Viel schlimmer, der Müllsack, der die Utensilien im Anhänger vor solchen Dingen schützen soll, ist durchgescheuert. Somit schwimmt alles. Und wieder verliere ich Zeit.
Alles auspacken. Einen neuen Müllsack organisieren. Den Campingkocher trocken legen. Das Werkzeug und die Ersatzteile ebenso. Echt ätzend, wenn man eigentlich schon lange wieder in die Pedale treten möchte. Als ich mich dann endlich in Bewegung setze, vergeht mir augenblicklich die Lust an der Weiterfahrt. Gegenwind. Das nicht zu knapp. Nicht in Böen. Durchgehend. Gelegentlich kommt etwas Niesel von oben. Aber es ist der Wind, der mir den letzten Nerv raubt.
Nur schleppend geht es voran. Die Beine fühlen sich schon wieder so an, wie vor meiner Drei-Tage-Pause. Auf Krampf irgendeine Geschwindigkeit halten bringt überhaupt nichts. Es werden lediglich unnötig Ressourcen verbrannt. In Geduld üben heißt es wieder. Langsam aber sicher Meter um Meter hinter sich lassen.

Etwas mehr als zwanzig Kilometer bis Bamberg. Dort wird Pause gemacht, ehe ich den Kanal verlasse und am Main weiterfahre. Als ich in die Stadt reinfahre, staune ich nicht schlecht. Hier stehen überall Schneemänner rum. Gut, alle haben bereits bessere Zeiten gesehen und um sie herum ist alles grün. Aber … Schneemänner! Der halbe April ist vorbei und ich treffe auf Schneemänner! Bekloppt!
In Bamberg pausiere ich gute zweieinhalb Stunden. Ich nutze die Zeit, um eine alte Bekannte zu besuchen. Erst um halb vier rollen die Räder wieder. Klappert der Anhänger hinter mir über die Straße. Klimpert die Hundemarke an Lottes Halsband. Ein bisschen ist der Himmel aufgelockert. Schön ist das Wetter dennoch nicht. Der eingeschlagene Richtungswechsel am Main entlang bringt nicht wirklich Besserung. Habe ich gehofft, dass ich den Wind nun von der Seite habe. Jedoch stellt sich dieser Wunschtraum als Reinfall heraus.
So kämpfe ich mich weiter den Main entlang. Haßfurt habe ich als Minimalziel ausgeguckt. Erreichen tue ich es allerdings nicht. In Zeil am Main ist Schluss. Hier bekomme ich ein Zimmer, das ich gar nicht mehr hergeben möchte. Dass ich wieder zwei Stockwerke bezwingen muss, ist mir dieses Mal völlig egal. Das Zimmer ist der Wahnsinn. Vor kurzem gerade renoviert. Und ich mit einem halbnassen Hund da rein. Schnell packe ich Lottes Matte aus. Das Bild ist die letzten Tage stets das Gleiche. Die Freude, dass es eine Pause gibt, lässt sie noch einmal richtig rumflippen, ehe sie sich dann niederlegt und man nichts mehr von ihr zu sehen bekommt.
Ich selbst habe Bett. Ein Sofa. Und sonst ein riesiges Zimmer. Unterhalb der Zimmerdecke verlaufen rustikale Trägerbalken. Im Gegensatz zur vorabendlichen Unterkunft ein Unterschied von Dimensionen. Und günstiger. Krass …
Nachdem ich zu Abend gegessen habe, wird noch schnell der Rechner aufgebaut. Einen klaren Gedanken zum Schreiben finde ich nicht. Stattdessen wird geschaut, wo man am nächsten Tag gerne sein möchte. Die Rhön ist nicht mehr allzu weit entfernt. Ich bin gespannt, wie sich die Landschaft auf dem Weg dorthin verändert.
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