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Willkommen auf dem R1! Willkommen auf dem Fuldaradweg!

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21.04.2017

Ich habe es geschafft. Über drei Wochen unterwegs. Und JETZT habe ich den ersten Ganzkörpermuskelkater! Ein irres Gefühl. Muss man echt mal erlebt haben. Die allgemeine Motivation hält sich dadurch echt in Grenzen. Einen weiteren Tag hier auf dem Berg bleiben geht nicht. Meine Reisekasse ist erschöpft. Ich benötige einen Geldautomaten.

Bereits am Vorabend haben ich und der Wirt auf einer Karte den »besten« Weg Richtung Gersfeld ausgeguckt. Naja, wir haben es versucht. Weil so richtig konnte er mir auch nicht sagen, wie ich mit dem Fahrrad fahren könne. Das Navi will mich über den Kreuzberg, den höchsten Gipfel in der Rhön, schicken. Wenn ich eh schon so weit oben bin, kann ich doch theoretisch gleich die letzten Höhenmeter angreifen.

Von Wandersleuten erhalte ich im gleichen Gespräch, dass der Weg zum Kreuzberg stellenweise schlammig sei. Okay. Dann nicht da rauf. Nicht schon wieder Schlamm. Außerdem soll da irgendwo in der direkten Nachbarschaft ein Militärgebiet sein. Streich den Kreuzberg, denk ich mir sofort. Auch wenn da auf dem Gipfel eine Klosterbrauerei ist, die man sich mal ansehen müsste.

So gerne ich da tun möchte. Mir fehlt die Zeit. Ich möchte viel lieber die Strecke schaffen. Immer mehr bemerke ich, dass die Tour, die ich mir erdacht habe zur Gewalttour verkommt. Strecke um jeden Preis. Der Gedanke, dass man täglich lässig ein paar Kilometer runterstrampelt, hat sich völlig verabschiedet. Sicher, den Gedanken habe ich schon viel früher begraben, aber der Antrieb, den ich jetzt entwickelt habe, es sollte halt alles entspannter ablaufen. Tut es nicht. So sattel ich mein Fahrrad und fahre die Schotterstraße Richtung Bischofsheim talwärts.

Dort angekommen stehe ich noch immer vor der Frage, wie nach Gersfeld kommen? Durch die Hochrhön, wie der Wirt es am Vortag nannte, oder über die Schwedenschanze? Letztgenannter Berg soll es ebenfalls in sich haben und sich auf der Strecke gewaltig ziehen. Außerdem führe nur eine Bundesstraße darüber. Kein Fahrradweg laut seiner Aussage.

So stehe ich in Bischofsheim und glotze Löcher in die Luft. Die Nachfrage bei einer Tankstelle lässt mich auch nicht schlauer werden. Ein Auto fährt schließlich vor und eine Dame steigt aus. Sie mustert mich und meinen Tross. Wo ich hinmöchte, fragt sie mich. Nachdem ich ihr mein Ziel genannt, und meine wankelmütigen Überlegungen geschildert habe, deutet sie auf eine Nebenstraße. Ich soll nach Frankenheim fahren. Dort führt ein Fahrradweg direkt an der Bundesstraße entlang nach Gersfeld.

Blog 1
An der „jungen“ Fulda

Das ist es doch! Mehr wollte ich nie! Also nach Frankenheim! Rauf auf den Fahrradweg und rüber über die Schwedenschanze!

Während ich mich so über diesen »Hügel« quäle, muss ich immer mal wieder lachen. Bezogen auf die Uhr und die Strecke, die ich in der Zeit geschafft habe. Diese Strecke hattest du gestern nach fünf Stunden auf dem Wecker und nun hast du sie nach anderthalb Stunden zusammen. Ja, es ist noch immer langsam, aber schiebt ihr mal den ganzen Kram über diesen ollen Berg.

Auf der anderen Seite, ich bin gerade mit wehenden Fahnen ins Tal gerauscht, begegne ich einem weitern Radler. Ich bremse und es kommt zum kurzen Plausch. Wo ich hin möchte. Richtung Hamburg. Er beglückwünscht mich. Ich hätte den letzten »Scheißberg«, wie er die Schwedenschanze nennt, bezwungen. Jetzt ist nahezu alles ebenerdig. Auf meine Aussage, dass ich eigentlich lieber Richtung Werra hoch möchte, schüttelt er entschlossen den Kopf. Ich solle nicht dumm sein und die Fulda entlang fahren. Warum weiterquälen, fragt er, es kommt keine merkliche Steigung mehr. Das war so deutlich, dass sogar ich den Wink verstanden habe. So geht es rein nach Gersfeld. Pause! Rein ins Wirtshaus! Mittagessen!

Der Fuldaradweg ist geil! Ich kann es nicht anders sagen. Es geht sofort, selbst auf diese lange Strecke merklich bergab. Die dreißig Kilometer nach Fulda schmelzen wie ein Eis in der Sommersonne. Das Navi ist seit Gersfeld überflüssig. Überall sind Schilder, die den R1 Radweg, sprich den Fuldatalradweg kennzeichnen, angeschlagen. So genieße ich gedankenversunken das Radeln durch dieses schöne Tal.

Hinter der Stadt Fulda beginne ich dann schließlich, in den frühen Abendstunden, nach einer Unterkunft zu suchen. Eine Gruppe an einem Sportplatz hilft mir, indem sie bei einer Wirtschaft nahe der Stadt Schlitz anrufen. Man hat ein Zimmer frei und so strampel ich die letzten zehn Kilometer drauf los. Pfordt heißt die Ortschaft, wo ich heute nächtigen werde. Das Gasthaus hat sich den Motorrad- und Fahrradfahrern verschrieben. Unzählige Bilder hängen an der Wand und erzählen Geschichten von weitreichenden Touren.

Hier gefällt es mir und durch meinen Ganzkörpermuskelkater entschließe ich mich zwei Tage hier zubleiben. Besonders Lotte möchte ich einen ganzen Tag der Ruhe gönnen. Also Beine hochgelegt. Sonntag geht es dann weiter …

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