Die Rhön ruft!
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19.08.2017
Früh reißt es mich heute aus den Federn. Nieselregen prasselt gegen mein Zimmerfenster. Nachdem ich schließlich die morgendliche Hunderunde gelaufen bin und gefrühstückt habe, geht es zurück nach Pilsach. Lotte kommt mal so richtig auf ihre Kosten. Endlich ist da wieder jemand, mit dem sie wilde Sau spielen kann. Das Haus, es steht noch nicht lange. So befindet sich im Vorgarten noch ein großer Erdhaufen. Dort geht es mit Mogli, so heißt ihr Spielkumpane, rauf und runter.
Auf die Frage, was mit dem Haufen passieren soll, bekomme ich zur Antwort, dass er noch weg soll. Ich protestiere leicht. Es ist doch der Berg, den sich ein jedes Kind zum Toben wünscht. Also, wenn der Bub mal größer ist. Worauf meine Gastgeberin verneint. Auch für den Hund ist es doch das Ding zum Rumwetzen. Oben drauf eine Holzburg mit Rutsche. Ein Burgberg quasi. Und wenn der Junge seine erste große Sandkastenliebe hat, dann kann er Ritter und Prinzessin spielen. Der Mogli bekommt dann Drachenflügel …
Lange Rede kurzer Sinn … Sie hat »Nein« gesagt. Schade … Ich hätte es gemacht …
Also verabschiede ich mich in den Mittagstunden und brause weiter Richtung Nürnberg. Die Sonne ist mittlerweise zum Vorschein gekommen, was das Autofahren doch wieder sehr angenehm macht. Eigentlich wollte ich mir mal den alten Main-Donau-Kanal anschauen. Jetzt, wo das Wetter freundlicher ist, als damals bei meiner Radtour. Aber ich stelle mich zu blöd an und finde keine passende Stelle, wo ich näher mit dem Auto herankomme. Kann aber auch sein, dass ich viel zu halbherzig bei der Sache bin. Immerhin liegt nur noch eine Nacht zwischen dem letzten Tag meiner Reise.
In Nürnberg selber wird es etwas anstrengender. Eigentlich die ganze Strecke bis Bamberg hoch. Denn ich fahre von einem Stadtgebiet ins nächste. Nürnberg, Fürth, Erlangen, Forchheim. Viel Landstraße ist nicht und so brauche ich gefühlt ewig, um vorwärts zukommen. Neben mir taucht immer wieder die Autobahn auf. Quasi läuft sie die ganze Zeit parallel zu meiner Route. Aber durch Baustellen und anderer Dinge bewegt es sich dort auch mehr schleppend voran.
Nach ein, zwei Stunden der Rast in Bamberg geht es weiter Richtung Zeil am Main. Dem Esszimmer einen kurzen Besuch abstatten. Vielleicht kann ich hier auch übernachten? Obwohl ich nur knappe hundertvierzig Kilometer geschafft habe. Der Gedanke zerschlägt sich recht schnell. Das Wirtshaus platzt aus allen Nähten. Eine Hochzeitsgesellschaft lässt es hier gewaltig krachen. Der Biergarten ist brechend voll. So läuft neben der Hochzeit noch der alltägliche Besucherverkehr. Wie Ameisen wetzen die Bedienungen zwischen den Tischen hin und her. Kinder wuseln lachend und quietschend zwischen den vielen Gästen umher. Eine tolle Atmosphäre.

Nicht nur einmal eifert die Chefin an mir vorbei. Jedes Mal bekomme ich einen grübelnden Blick zu geworfen. Erst als sie Lotte unterm Tisch sieht, fällt es ihr ein. Ich schon wieder in der Gegend unterwegs, werde ich gefragt. Es kommt zu einem kurzen Plausch, ehe sie das geschäftige Treiben wieder einholt.
Das ist für heute dann der letzte Pausenstopp. Bis zu meiner damaligen Übernachtung in der Rhön sind es noch gute siebzig Kilometer. Die Uhr läuft schon wieder dezent gegen mich. Wobei, was heißt gegen mich? Ich habe eigentlich alle Zeit der Welt. Aber schöner ist es, wenn ich doch den Weg als Ganzes im Hellen noch einmal sehe. Was ich wiederum nicht zu einhundert Prozent hinbekomme. Es gibt seit der Etappe Richtung Erzgebirge immer mal Abweichungen. Sei es, weil ich mit dem Auto dort nicht fahren kann/darf, oder aber ich verpasse den ein oder anderen Abzweig.
Allerdings … Ortskenntnisse und so. Das mit dem nicht entlangfahren dürfen … sagen wir: Ich strecke diese Regel auf dem Weg Richtung Bad Neustadt an der Saale etwas. Zwischen Rügheim und Kerbfeld gelange ich auf den landwirtschaftlichen Weg, den ich auch so mit dem Fahrrad gefahren bin. Der weite Blick über die großflächigen Felder. Die tief stehende Sonne, die diese Gegend gerade in einem besonderen Licht erscheinen lässt. Die sanften Hügel, die sich in die Landschaft schmiegen. Die Wälder in einiger Entfernung. Schnell ein Foto gemacht und weiter.
So langsam muss ich mich dann auch mal um eine Bleibe kümmern. Bei meiner damaligen Herberge habe ich unerwartet einen Übernachtungsgast an der Strippe. Der Eigentümer ist unterwegs und kommt erst spät abends zurück. Cool, wenn die Gäste dann den Telefondienst übernehmen. Noch nie erlebt. Öfter mal was Neues, sonst wäre es auch langweilig. Nach Burgwallbach fahre ich dennoch. Es gibt dort noch eine Wirtschaft, die ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten bietet. Leider sind sie ausgebucht. Fast. Ein Zimmer, etwas größer als ne Besenkammer ist frei. Ein Bett passt hinein und ein kleines Bad ist vorhanden. Reicht! Mehr brauche ich nicht. Also verbringe ich die letzte Nacht in der Röhn. Bevor der morgige Tag die längste Etappe parat hat. Ich muss nach Hause fahren, habe aber noch die ein oder andere Station, wo ich hallo sagen möchte …
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