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Zeig an! Ich fahre … in die andere Richtung …

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18.02.2018

Die Überschrift liest sich fast so, als würde ein Hundebesitzer sagen, dass sein Hund »Sitz oder so« machen soll. Der Hund sich dann für »oder so« entscheidet. Aber so weit hergeholt ist es nicht. Zwar sollte die eigentliche Message bedeuten, dass ich das Prinzip der Vorwoche wieder angewandt habe. Ich aber in eine andere Richtung aufgebrochen bin. Dennoch mag ich die potenzielle Slapstick in der Überschrift, dass sie so geworden ist, wie man es nun lesen kann.

Die zweite Tagestour also, die es wert ist, dass ich darüber schreibe. Schön! Aber genug des Eigenlobs. Eigenlob stinkt. Nicht, dass mich der Geruch stört, aber es beißt immer so in den Augen.

Der Sonntag beginnt für mich eigentlich recht spät. Die Nacht endete erst in den frühen Morgenstunden. Beides eher nicht die Regelmäßigkeit. Aber ist so. Das Wetter, allen voran die Sonne zeigt sich heute von ihrer schönsten Seite. Bis ich aus dem Quark komme, und mich auf den Sattel setze, vergeht leider zu viel Zeit. So breche ich erst am frühen Nachmittag auf. Richtung Stade soll es gehen. Das Navi wieder dabei, damit ich mal einige neue Wege entdecken kann, wenn ich so meine Zieleingaben mit der Anweisung »kürzeste Strecke« in das Gerät tippe.

Bis Stade selbst ist es eher unspektakulär auf den Straßen. Viele Leute sind nicht unterwegs. Oder besser noch nicht. Wie am vergangenen Wochenende habe ich wieder Musik dabei. Heute etwas kraftvoller, lauter. Aber wieder die Gruppe Disturbed.

Die Gitarre schrammelt. Das Schlagzeug ballert. Der Sänger brüllt. Herrlich! Ich habe eine alles überragende Laune! Jeder, der mir begegnet, bekommt ein freudiges »Moin« an den Kopf getackert. Also sinnbildlich. Man stelle sich das einmal vor.

»Was ist dir denn passiert? Warum hast …«
»Da war so’n Bekloppter, der hat mir das vor die Stirn getackert.«

Ich mag den Gedanken. Die Leute, die mir entgegenkommen eher weniger. Woher sollen sie auch wissen, was in meiner Birne vor sich geht? Aber auch die Leute in den Autos, die an mir vorüberfahren. Die ziehen alle ein Gesicht. Warum eigentlich? Bei diesem Blödsinn in meinem Kopf, dem Ballergeschrammel auf den Ohren und dem atemberaubenden Wetter, hat sich in meinem Gesicht ein schelmisches Grinsen eingenistet. Wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sagen, als hätte ich mir nen Kleiderbügel quer in die Futterluke geschoben.

Und wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass das alleine die Leute schon provoziert hat. Besonders einen Großteil der Menschen in Stade, die mir begegnet sind. Würde es einen Preis geben, fürs »kacke Gucken«, die wären ganz weit vorne im Ranking. Und je breiter ich grinse, desto trüber werden die Blicke, die mich treffen. Das »Moin« ist schließlich der Supergau. Es wird zwar gelegentlich geantwortet, doch die Mimiken sagen mehr als die Worte. Das, genau das ist mir jedoch herzlich egal! Die Gitarre schrammelt. Das Schlagzeug ballert. Der Sänger brüllt.

Bild 1: Stade – Bild 2: Der Grenzgraben Wiepenkathen/Schwinge – Bild 3: Ich habe Hagel gefunden – Bild 4: Was ein Sonnenuntergang

Während ich mich über Nebenstrecken durch Siedlungen arbeite, die ich noch nie gesehen, geschweige denn gefahren bin, lande ich irgendwann in Wiepenkathen. Der Weg führt mich zwischen den beiden Ortschaften durch die Überflutungswiesen der Schwinge. Ich habe vor gut zwanzig Jahren einen guten Kumpel in dem Örtchen Schwinge, ja der Ort heißt wie der Fluss, gehabt. Aber dorthin bin ich immer nur über Hauptstraßen geradelt. Woher sollte ich denn wissen, dass es hier viel angenehmer geht? Nun weiß ich das auf jeden Fall. Denn der Ort Schwinge ist das nächste Ziel nach Wiepenkathen.

Dass es auch hier Feldwege gibt, weiß ich. Wo mich welcher hinführt, weiß ich jedoch nicht. Also das Navi angeschaltet. Problem: Es kennt Schwinge nicht. Nur Fredenbeck. Und um dahin zu kommen, soll ich zur Bundesstraße zurück! Im Leben nicht! Also rate ich und suche nach Fahrradwegweisern. Was soll ich sagen? Ich habe Glück.

Es geht an Wäldern und Feldern vorbei. Über das Flüsschen Schwinge und über Bächlein. Der Boden hätte etwas fester sein können. Doch durch das Tauwetter die letzten Tage ist wieder alles aufgeweicht. Denn zwischen den Orten ist nicht alles gepflastert, oder asphaltiert. Es sind Sand- oder Erdwege, die auch hin und wieder vom Landwirt seinen Treckerreifen aufgerissen sind. Aber ich lasse mir mein Gemüt nicht verdunkeln. Die Gitarre schrammelt. Das Schlagzeug ballert. Der Sänger brüllt.

In Fredenbeck geht es nach einer kürzeren Strecke an der Hauptstraße wieder in die Wohngebiete. Denn es gibt ein Örtchen, das ich tags zuvor bei Googlemaps gesehen habe. Die Rede ist von »Hagel«. Noch nie gehört, also dass es ein Dörfchen ist. Was ich sowieso witzig finde. Denn hinter Stade liegt Schnee. Bei Fredenbeck gibt es Hagel. Ich muss zugeben, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde nach »Platzregen« auf der Karte geschaut habe. Aber Spaß beiseite. Was mich etwas verwirrt, es gibt keine Schilder. Es gibt zwar Wegweiser, die nach »Hagen« weisen. Aber »Hagel«? Nein.

Da hinten stehen Leute, die Frage ich mal schnell und bekomme verstörte Blicke. Kennen sie nicht. Ey, ihr seid es, die hier wohnen. Das ist euer Nachbardörfchen! Keine Ahnung bekomme ich zur Antwort. Das ist ja geil, denke ich. Was dann allerdings dem Fass den Boden ausschlägt, ist, dass keinen Kilometer weiter das Schild von »Hagel« auftaucht. Ziel erreicht! Jetzt kann es langsam nach Hause gehen. Schnell noch ein Bild vom Sonnenuntergang gemacht und dann drauf los. Willst du unterwegs noch Pause machen, überlege ich. Klar! Also halte ich in Helmste an und setze mich in den Eichenhof.

Als ich wieder auf die Straße gehe, ist es längst dunkel geworden. Wie nun fahren? Durch den Rüstjer Forst gen Dollern? Oder den Umweg über Horneburg? Der Vorteil sind asphaltierte Radwege. Ja, komm, nimm den Umweg. Bei dem Tauwetter weißt du nicht, wie die Wege im Wald aussehen. Ungefähr auf Hälfte des Weges knackt es plötzlich im Bereich der Kette. Treten geht nicht mehr. Super! Und das bei der Dunkelheit! Was machst du? Keine Taschenlampe. Das Handy leuchtet das Problem auch nicht genug aus. Ich rufe zu Hause an. Mein Vater würde mich holen. Spitze. So setze ich mich aufs Rad und zweckentfremde es als Laufrad. Was mir dann auffällt, ist, dass es hier ziemlich weit bergab geht. Es ist nur ein seichtes Gefälle, es reicht aber, dass ich ziemlich schnell eine passable Strecke hinter mir lasse. Eine Kurve links, eine rechts und dann kann ich die ersten Lichter von Horneburg sehen.

In Horneburg hast du Straßenlaternen! Da kannst du dir doch selber helfen! Also wieder zu Hause angerufen und das Taxi abbestellt. Schnell noch die Kette wieder auf die Zahnräder und dann ab nach Hause. Es ist weit nach acht, als ich endlich ankomme. Aber ich bin zufrieden. Etwas mehr als fünfzig Kilometer sind zusammengekommen. Die Laune ist, trotz einiger kleinerer Unannehmlichkeiten ungetrübt. Denn …

… die Gitarre schrammelt! Das Schlagzeug ballert! Der Sänger brüllt!

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