Radtrip nach »Wooge«! Klappe, die Zweite!
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03.04.2018
Der Wecker macht Radau und ich bin motiviert, wie ein Backstein. Beste Voraussetzungen um diesen Tag zu beginnen. Eigentlich wäre ich noch gerne etwas länger liegen geblieben. Aber wie sagte Lothar Matthäus vor nicht allzu langer Zeit? »Wäre, wäre, Fahrradkette!« Ein Einstein vor dem Herrn, der Knabe.
Dann raus aus den Federn. Du willst los! Die Sachen musst du auch noch etwas überarbeiten. Der Hundekram fliegt raus, der Rest bleibt drin. Was sparst du an Gewicht? Oah … bestimmt fünf Kilogramm. Plaus die Siebzehn, die der Hund selber wiegt. Also, wenn ich sie hinter mir herziehen »muss«. Aber das fällt ja nun weg. Schade. Als ich die Sachen am Fahrrad verstaue steht sie erwartungsvoll neben mir. Die arme Eule denkt tatsächlich, dass es wieder los geht. Nein, du dieses Mal nicht.
So setzt sich am späten Vormittag mein Gespann in Bewegung. Nachdem ich die Tour am Vorabend überarbeitet habe, geht es nun wieder rechts herum. Wieder Richtung Horneburg. Jedoch nicht ganz. Denn ich soll vorher abbiegen und nach Dollern fahren. Zu Hause hatte ich mich zuvor gefragt: Kurze Strecke? – Ja! Keine Gnade! Ich muss es in drei Tagen bis Harlesiel schaffen!
Gott, war ich dumm!
Denn von Dollern aus durch den Rüstjerforst bis nach Brest habe ich, so glaube ich nun jeden Meter Wald- und Feldweg, den Bauer Hannes, sowie Förster Gustav mit ihren Traktoren zwölfmal malträtiert haben, kennen gelernt. Welch eine Freude! Aber ich will mich nicht beschweren. Nicht wirklich. Auch wenn es anstrengend war, das zweifelsohne. Es war herrlich! Lotte hätte sich wie im Paradies gefühlt. Nun mache ich das. Mit jeder Menge Schweiß und Muskelkraft. Die Sonne scheint. Der Wind säuselt durch die Bäume. Die Luft ist klar und reicht erfrischend nach Wald. Die Vöglein singen und an einigen Stellen versuchen die ersten Blümchen einen Hauch Sonnenstrahl zu erhaschen, der potentiell den Weg bis zum Waldboden findet. Besonders toll finde ich ja die Hundekackbeutel, die vereinzelt den Wegrand säumen. NICHT! Wie kann ich im Wald den Dreck meines Hundes in einer Plastiktüte konservieren und dann auch noch liegen lassen? Mir platzt der Hintern!

Für einen kurzen Augenblick habe ich doch tatsächlich einen Begleiter auf meiner Reise. Ein Greifvogel begleitet mich sage und schreibe einige Flügelschläge, ehe er nach links zwischen Bäumen hinweg gleitet. Von Eichelheer über Blau- und Kohlmeise, bis Rotkehlchen und Zaunkönig erblicke ich so manchen Singvogel. Sie alle hüpfen und fliegen im dünnen Geäst der Büsche und Bruchholz umher und suchen fleißig Material zum Nestbau. Selbst Mäuse sehe ich über den Waldboden huschen.
Auf den Feldwegen Richtung Brest werde ich nicht weniger unterhalten. Man erlaubt sich sogar einen gemeinen »Scherz« mit mir. Da steht man für einen Moment auf der Stelle und verschnauft, da springt doch direkt neben mir ein Hase aus dem Gebüsch. Himmel, habe ich mich erschrocken. Wie ein geölter Blitz jagt er über das Feld, bleibt schließlich stehen und beäugt mich aus sicherer Entfernung. Ich versuche die Kamera aus ihrer Tasche zu angeln, da rennt Meister Lampe aber weiter. Rehe äsen in einige hundert Meter von mir entfernt und stucken, als sie mich bemerken, lassen sich aber nicht stören.
In Brest selber finde ich schließlich eine Bank mit Mülleimer daneben. Zeit für eine Pause. Nach dem ganzen Schlammgeschiebe mal einen Augenblick von den Beinen. Wahnsinn! Und ab hier wird der Weg doch abwechslungsreich. Von Hauptstraßen, wenn man sie denn so nennen darf, bis Nebenwege und weitere Wald-, sowie Feldwege ist alles vertreten. Mein Vorankommen ist jetzt nicht das Beste. Aber ich nehme nach und nach Kilometer um Kilometer vom Navi. Besonders das Ostetal möchte ich noch einmal erwähnen. Die schmalen Straßen, die sich dort hindurchwinden. Es hat schon etwas und auch wenn ich mein schweres Gespann dort wieder hinausschiebe. Es hat mir wirklich gefallen. Leider war es nur ein kurzer Abschnitt meiner Etappe.
Als die Entfernung zu meinem Ziel schließlich einstellig wurde, habe ich schon ein wenig gefeiert. Es dauert nicht mehr lange und es wird dunkel. Die Dichte an Tieren, die sich im Schutz der aufziehenden Dämmerung ins Freie wagen, ist doch gewaltig angestiegen. Alle paar Kilometer kann ich Rehe entdecken. Klapperstrauße, ich meine Störche, staksen auf den Feldern umher und suchen Fressbares. Fischreiher scheuchen auf, als ich zu dicht herankomme.
Endlich erreiche ich meinen Campingplatz. Ich habe es bis ins Teufelsmoor geschafft und darf nun direkt neben der Hamme mein Zelt aufschlagen. Zum Ausklang des Abends gönne ich mir dann noch ein großes Bier und etwas Deftiges zum Essen. Der Hintern schmerzt heute doch merklich. Gut, es ist auch schon eine Weile her, dass ich eine solch lange Strecke samt Gepäck und Anhänger hinter mich gebracht habe.
Fahrstrecke: 68,43 km
Höhenmeter: 165 m
Zeit: 6:42 h
D.-geschw.: 10,19 km/h
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