Wie fühlst du dich? – Besch …
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19.05.2018
Man hat mich gewarnt. Die Tide in der Wümme wird über eine Schleuse gesteuert. Ob ich mein Zelt nicht etwas höher platzieren möchte? Och, etwas Mut zum Risiko. Die Ecke ist so schön. Ich wage es einfach mal. Und wenn ich einen nassen Hintern bekomme, dann soll es so sein.
Das dies wirklich eintreten soll, hätte ich dann doch nicht für möglich gehalten. Aber unverhofft kommt oft. Aber von vorne. Die Blase. Eigentlich ist die Blase schuld. Denn hätte die sich eine halbe Stunde später erst gemeldet, wäre mir das andere gar nicht aufgefallen. So schäle mich halt aus dem Schlafsack, steige in die Schuhe und möchte dem Ruf der Natur folgen. Die Überraschung ist groß, als ich verschlafen die Füße vorm Zelt in den unebenen Boden stelle. Denn die Treter sind augenblicklich nass.
Man hat dich gewarnt. Aber der Herr wollte es so. Was ein Mist. Also schnell dem Ruf der Natur gefolgt, ehe ich in einer mittelschweren Panikattacke die Klamotten auf höher liegende Punkte schleppe. Bei jedem Schritt quatscht der Boden. So richtig sauer kann ich aber nicht sein. Wie geschrieben: Man hat mich zuvor ja gewarnt. Aber sonst? Es ist mal etwas anderes. Eine Geschichte für den Blog zum Beispiel. Bescheuert wird es erst, als ich nach meinem Umzug auf den Fluss schaue. Die Ebbe hat eingesetzt. Gnarf! Naja, nun bist du halt wach.

So beginne ich sehr früh am Morgen, mein Gerümpel einzupacken. Willst du dann schon weiter? Nein, ich möchte noch etwas am Blog schreiben. Einen Bericht noch fertig bekommen. Dein Plan sieht heute etwas mehr als vierzig Kilometer vor. Das reicht dann, wenn du zum frühen Nachmittag aufbrichst.
Irgendwann kommt dann der Koch vom Gasthaus und ich kann die sanitären Anlagen aufsuchen. Anschließend setze ich mich mit dem Computer in den Biergarten und lasse die Finger über die Tastatur fliegen. Erste Bootsreisende machen am Anleger fest und strömen in den Garten. Kinder spielen auf der Rutsche. Die Eltern und Großeltern genießen den späten Vormittag bei einem Glas Dunkelbier. Ein Dunkelbier wäre jetzt auch etwas für mich. Ja, los. Bevor ich gleich weiter möchte.
Zu später Mittagsstunde sitze ich dann im Sattel. Die schmale, geschwungene Straße an der Wümme entlang. Es macht wirklich Spaß hier zu radeln. Die Landschaft ist herrlich. Weiter Felder, mächtige Bäume. Ganz bis Lilienthal radel ich dann aber nicht. Das Navi hat andere Pläne. Der Weg führt mich weg vom Wümmedeich. Ein kleines Dörfchen erscheint vor mir. An dessen Straßenrand ein imposanter Spalier uralter Bäume steht. Die Luft säuselt mir um die Nase. Die Sonne scheint aus voller Kraft. Da schießt etwas durch mein Sichtfeld.
»Plutsch«, sagt es leise.
Ich schaue an mir herunter. Toll! Dich hat ein Vogel angekackt. Nach dem Wasserwecker nun auch noch vollgeschissen. Sonst noch etwas? Beschrei es nicht. Der Tag hat noch ein paar Stunden. Du könntest dich noch hinmaulen. Also, das möchte ich nun wirklich nicht. Du könntest aber. Lass mich!
Hunger habe ich. Bis auf eine Banane hat mein Bauch noch nicht viel bekommen. Und bis auf eine weitere Banane hast du auch nichts mehr als Proviant dabei. Gut, die Salami vom Schlachter gestern. Aber so ganz ohne Brot? Oh, Tarmstedt. Hier muss es doch einen Supermarkt geben. Einen Bäcker dazu? Ach, guck. Da ist schon etwas. Also gehe ich einkaufen. Ein Dorf weiter entdecke ich neben einer Bushaltestelle eine Bank mit Mülleimer. Pause!
So einfach und doch so schön. Ich muss mich regelrecht zwingen, wieder in den Sattel zu steigen. Und während ich wieder Kilometer um Kilometer hinter mich bringe, grübel ich, wo ich denn heute bleiben möchte. Es ist eigentlich noch viel zu früh. Die Hälfte der angepeilten vierzig Kilometer hast du. Wie sieht es aus, wenn du dich dichter an Buchholz heranarbeitest? Hmm … ich könnte noch im Hellen ankommen, wenn ich mich ranhalte. Ich könnte bei Familienmitgliedern unterkommen. Und dann mache ich den letzten Rest am morgigen Tag. So bin ich Montag schon zu Hause und kann meinem Vater den Hund wieder abnehmen. Ja. Er nimmt Lotte schon am Sonntag mit zur Pfingsttour. Lass ihn am Montag ohne radeln. So hat jeder den Hund einen der freien Tage.
So trete ich etwas kräftiger in die Pedale. Ich habe wieder fünfzig Kilometer vor mir. In Zeven habe ich dann aber doch einen leichten Durchhänger. Das Pedallager knackt immer lauter. Von hier sind es noch vierzig Kilometer bis nach Hause. Die Fahrradläden haben jetzt alle geschlossen. Bis nach Hause durchbeißen, oder weiter machen? Ich hätte dann beide Tage den Hund. Andererseits habe ich in Buchholz schon angerufen und alle »wild« gemacht. Ja, los, zieh durch! Ich ändere die Richtung von Heeslingen weg, Richtung Sittensen. Bis dorthin fahre ich ausschließlich an Hauptstraßen. Radwege gibt es hier. Radwege, die mal direkt neben der Fahrbahn, mal etwas weiter weg verlaufen. Es ist ein schönes Fahren. Aber es geht halt an Hauptstraßen entlang.

Hinter Sittensen geht es dann ein kurzes Stück wieder durch einen Wald, ehe ich mich in Tiste wieder auf einer Hauptstraße wiederfinde. Dieses Mal ohne Radweg. Verkehr herrscht hier gar nicht. Soll mir Recht sein. Über Wilstedt geht es durch Tostedt. Und dann bin ich auch schon an der Ortsgrenze zu Buchholz. Knapp unter achtzig Kilometer habe ich heute zusammen gestrampelt. Der Körper ist voller Adrenalin und es dauert eine ganze Weile, bis ich wieder herunterkomme. Die Etappe heute war wirklich schön. Als Eintracht Frankfurt dann am Abend auch noch den DFB-Pokal erobern kann, ist der Tag gänzlich perfekt.
Fahrstrecke: 77,26 km
Höhenmeter: 234 m
Zeit: 5:27 h
D.-geschw.: 14,16 km/h
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