Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht!
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28.09.2019
Lange habe ich überlegt, ob ich vom Spieltag selber einen Tagesbericht schreiben soll. Regerecht gerungen. Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden. Nein, eben nicht! Denn sonst könnte man das hier jetzt nicht lesen.
Von meinem Herbergsvater habe ich den Tipp bekommen, dass ich doch mit der Bahn in die Stadt fahren soll. Die Station sei nur wenige hundert Meter von hier entfernt, worauf ich den Ratschlag dankend annehme. Da ich am Freitag schon mit dem Drahtesel vor dem Stadion gestanden habe, muss ich das am Samstag nicht wiederholen. Es gibt zwar Sammelstellen für Fahrräder rund ums Stadion, aber mit der Bahn ist dann doch angenehmer. Vor allem ist es interessant die vielen verschiedenen Leute zu sehen, die ein und aussteigen. Was nahezu jeder macht: Einsteigen, hinsetzen und Telefon raus. Dann kleben die Blicke auf diesem winzigen Bildschirm. Ab und an ein hektischer Blick auf die Anzeige, welche Haltestelle als nächstes kommt. Reden tut niemand. Schon krass. Das ändert sich auf dem Hauptbahnhof. Hier finde ich mehr Gleichgesinnte und so dauert es nicht lange bis ich Anschluss habe. Ich stehe mit einer Gruppe Schweizern am Bahnsteig und plaudere so mit ihnen. Als ich sage, dass auch ich einmal in der Schweiz war, in Bern, werde ich spöttisch angefahren. Dass die Leute vor mir aus der Schweiz kommen und nicht aus Bern. Offensichtlich gibt es da Unterschiede. Bern gehört territorial scheinbar nicht zur Schweiz. Wieder etwas dazugelernt. *Hust*
Nach einigen weiteren flüchtigen Bekanntschaften ist die Zeit gekommen. Die Eingänge zum Stadion werden geöffnet. Also rein. So sitze ich schließlich in meinem mir zugeteilten Block in der Stadionecke Nord-West. Das Spiel läuft endlich und es herrscht ein Kommen und Gehen unter den Besuchern. Bier holen. Dem Ruf der Natur folgen und so weiter. Da tauchen drei Gestalten auf, die sich langsam die Treppe hinauf bewegen. Das eine Gesicht kommt mir dabei vor, als hätte ich den Typen schon mal gesehen. Ist das? Nein! Doch? Das wäre zu verrückt! Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Da blickt er in meine Richtung und fällt rücklings fast wieder hinunter. Das ist tatsächlich Ralf. Ein Feuerwehrkamerad, der nur gute zwei Straßen von meinem Zuhause entfernt wohnt. Und der Zufall hat uns jetzt unabhängig voneinander in den gleichen Block. In die gleiche Sitzreihe gepackt. Ich entbrennt ein wildes Geschnatter. Das Spiel ist für Minuten völlig egal. Er würde mit seinen Leuten eine ›Kulturreise‹ machen, wie er es nennt. Dementsprechend scheint auch sein Zustand zu sein. Ganz alleine ist er nicht mehr. Das Bier schwappt in seinem Becher, wenn wir mal wieder lauthals lachen. Ob sich die Leute um uns herum von uns gestört fühlen? Ist uns egal. Wie ich denn hier sei? Mit dem Fahrrad. Ich bin bekloppt? Danke für das Kompliment! So endet die erste Halbzeit wie im Flug. Drei Tore gab es zu sehen. Zwei zum Jubeln und eines zum Ärgern.
Nach dem Spiel verlasse ich zügig das Stadion. Ralf und seine Leute sind Mitte der zweiten Halbzeit aus dem Block verschwunden und waren nicht mehr gesehen. Während ich im Treppenaufgang von dem sämigen Fluss der Menschenmasse mitgetragen werde, überlege ich, dass ich doch bescheuert bin. Ich habe Zeit! Nicht schnell zum Parkplatz und mit dem Auto eiligst verschwinden. Ich muss auch nicht der Erste in der Bahn sein. Ja, dann suche ich mir doch etwas zum Essen. Nicht im Stadion. Auch wenn die Leute dort die letzten Bratwürste an den Mann bringen möchten. Im Umfeld der Anlage ist es ratsamer. Man spart den ein oder anderen Europa. Monopolstellung im Inneren und so. Kennt man. Gibt es überall. Auf Fährschiffen, Freizeitparks und wo nicht sonst noch.
Schließlich hocke ich doch in der Bahn zurück zu meiner Unterkunft. Auch wenn das Spiel unentschieden ausgegangen ist, ist die Stimmung wenig getrübt. Der Tag war toll. Die Begegnung mit Ralf, wenn ich das so erzähle/schreibe fühlt sich noch immer unwirklich an. Auf dem Weg in die Straße, wo ich hin muss, denke ich, dass ich für Morgen noch einen Ort zum Essen finden sollte. Ich habe zwar etwas vom Supermarkt am Morgen geholt, aber etwas Warmes wäre schon klasse. So lande ich abschließend noch in einer Wirtschaft, wo ich augenblicklich Anschluss finde. So endet der Abend mit einer weiteren Absurdität. Einer der Gäste fragt mich meiner Sprechart wegen nach meiner Herkunft. Als ich Stade angebe muss er sich am Tresen festhalten. Er käme aus Sieversen. Gute dreißig Kilometer weg. Er sei hier zwar geboren Und aufgewachsen, aber seit gut zwei Jahrzehnten in der Nordheide heimisch. Und nun trifft er hier einen, der mit dem Fahrrad von dort nach Dortmund radelt um Fußball zu gucken. Das würde ihm zu Hause keiner glauben. Ich kann gleiches sagen. Zwei verrückte Begegnungen an einem Tag. Wer soll das glauben?

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