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Langsam wird es besser

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13.07.2020

Einem wandelnden Panzerschrank gleich, komme ich die Treppenstufen herunter gestapft. Dabei sind erst zwei Tage absolviert. So langsam, wie ich mich an diesem Tag bewege, bereite ich mich auch auf die dritte Etappe vor. Bloß nicht zu schnell. Mach ganz in Ruhe. Mich hetzt niemand. Rolf kämpft unterdessen mit seinem Bett. Das kommt neu und muss abgebaut werden. So ganz will es ihm aber nicht gelingen. So krebsen zwei Gestalten durch das Haus und versuchen ihr jeweiliges Projekt zum Laufen zu bekommen.

Zur Mittagsstunde rollt mein Wagen dann von seiner Einfahrt. Scheeßel ist das nächste größere Ziel. Zwischenziel. Nicht das Ende der Etappe. Das soll, wenn alles glatt geht, irgendwo bei Brockel sein. Im Vorwege habe ich mich mit Rolf kurzgeschlossen, dass ich wohl die etwas längere Strecke über Appel nehmen werde. Die soll idyllischer sein, weil Wirtschaftswege. Doch als ich über die ersten Meter rumpel, missfällt mir die Idee. Ich habe zwei Spuren von Betonplatten. Mein Wagen ist zu breit für diese und pumpelt über die Grünstreifen. So schüttelt es mich bei jedem Schritt durch. Nein, das ist doof. Sicher werde ich im Laufe der Tour noch auf solche Pfade stoßen, doch jetzt gerade habe ich da keine Lust drauf. Ich kämpfe noch immer mit diesem ollen Muskelkater der Vortage. Da möchte ich unnötige Schmerzimpulse vermeiden. Also zurück zur Hauptstraße. Es hat auch Vor- und Nachteile. Vorteil? Ich habe einen Fahrradweg und mit dem Verkehr habe ich Menschen, die auf meine Tour aufmerksam werden. Das hätte ich über die Wirtschaftswege sicher nicht so sehr gehabt. Nachteil ist der Verkehr. Es ist halt nicht so idyllisch. Egal. Es sind potenzielle Leser meiner Geschichten.

Bild 1: Auf dem Weg nach Scheeßel – Bild 2 & 3: Weiter Richtung Bartelsdorf

Gerade drehe ich mich nach Lotte um, die einen Moment des Trödelns hat, da steigt mir ein biestiger Geruch in die Nase. Der Hund stinkt wie Otter. In irgendetwas hat sie sich hineingeschmissen und gewälzt. Nun sitzt sie vor mir und freut sich, wie ein kleines Kind. Mega, denke ich. Jetzt wird ein größeres Gewässer gesucht, dass die alte Nuss diesen Muff loswird. Vor Scheeßel finde ich dann wirklich ein Fließgewässer. Also Lotte rein da. Steht die mittendrin, das Wasser halbe Höhe der Beine. Ein Reinfall. An die Wümme kommt sie nicht heran. Die Böschung ist zu steil. Dann weiter mit der Stinkbombe.

Zwischen Scheeßel und Bartelsdorf wird es dann zum ersten Mal richtig idyllisch. Schmale Straße. Große Baumallee. Dann ein Abschnitt Wald. Ein verwachsener Feldweg ist zum Ende auch dabei. Den ersten Abschnitt mache ich noch mit. Das geht gerade so. Den zweiten Teil winke ich dankend ab. Ich folge einer Hauptstraße ins Dorf hinein. Ein kleiner Umweg, der vom Zeitaufwand aber sicher das gleiche Ergebnis hat, wie das Gezerre über den Feldweg. Ich frage eine junge Radfahrerin, wie weit es noch bis Brockel sei. Das wisse sie nicht. Wer wohnt hier? Ich oder du, denke ich. Keine zweihundert Meter weiter dann der Wegweiser. Fünf Kilometer noch. Ja, dann los. Es ist bald acht und ich muss einen Schlafplatz finden.

Kurz vor dem Dorf komme ich dann mit einer Gruppe Landwirten ins Gespräch, die gerade an einem Silo arbeiten. Ich könne hier zelten. Das wäre kein Problem. Gebe aber zu verstehen, dass ich es gerne bis nach Brockel schaffen möchte. Dort sei es aber auch kein Problem. Es seien genügend abgemähte Flächen vorhanden, dass man da eine Nacht zelten kann. Da wird sich niemand beschweren. Letztendlich fällt meine Wahl auf die Grünfläche beim Feuerwehrgerätehaus. Hier habe ich zudem einen Tisch, Bank und Mülleimer. Mehr brauche ich nicht. Als das Zelt bei Einbruch der Dunkelheit endlich steht, krieche ich zufrieden in meinen Schlafsack. Diese Etappe war vom Laufen, vom Gewicht des Anhängers her nicht mehr solch eine Qual. So kann es weitergehen.

Laufstrecke: 25,81 km
Höhenmeter: 41 m
Zeit: 5:06 h
D.-geschw.: 5,05 km/h
Schritte: 32662

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