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»Eine Spende!«

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25.07.2020

Das Rumpeln von landwirtschaftlichen Maschinen reißt mich an diesem Morgen aus dem Schlaf. Eigentlich logisch, wenn man sein Zelt direkt neben einen solchen Betrieb aufstellt. Dort steht schon Arbeit an, da schläft anderswo so mancher noch. Also mache ich mich langsam daran meine Sachen zu packen. Nur um dann doch wieder von den Umständen des Morgens entschleunigt zu werden. Ich sitze vor meinem halb abgebauten Zelt und genieße den blauen Himmel. Die Sonne, die sich langsam über die Baumwipfel schiebt. Beobachte Lotte, wie sie mit der Nase im taubenetzten Gras schnüffelt und versucht Mäuse zu erwischen. Fahrradfahrer radeln schon an mir vorbei. Die Wenigsten grüßen zurück. Menschen. Wie dem auch sei, ich muss los. Ich möchte heute Göttingen passieren und habe noch so manchen Kilometer vor mir.

Bis Nörten-Hardenberg geht es dann doch recht zügig. Nur ist mein Wasservorrat ziemlich erschöpft. Also halte ich Ausschau nach jemandem, der vor seinem Haus tätig ist. Ich habe Glück. Da lädt gerade eine Dame ihre Einkäufe aus dem Auto aus. Also schnell gefragt. Wenige Minuten später ziehe ich zufrieden weiter. Drei Liter sollten vorerst reichen.

Jedoch ist wenige hundert Meter später wieder Schluss. Ich entdecke einen Spielplatz, an dem mehrere Bänke mit Tischen samt Mülleimer stehen. Sogar ein Bach grenzt hier an. Hier werde ich mir mal etwas kochen. Sonst habe ich das alles umsonst mitgeschleppt. So geselle ich mich zu einem Seniorenpaar, das ebenfalls pausiert. Neugierig werde ich beobachtet, wie ich all meine Utensilien herauskrame, die ich für mein Vorhaben benötige. Die eine und andere Frage beantworte ich bereitwillig. Besonders mein Kocher hat es ihnen angetan. Nicht das erste Mal, dass dieser besondere Aufmerksamkeit bekommt. Schnell noch zu den Bäumen in der Nähe gelaufen und etwas Bruch- und Totholz aufgesammelt. Als das dann in handliche Stücke gebrochen ist, geht es los. Das Pärchen ist unterdessen weitergeradelt und hat mir noch viel Glück bei meiner weiteren Reise gewünscht. So kann ich mich auf dem ganzen Tisch ausbreiten. Die Kartoffeln geschält und mit einer Handvoll Nudeln in den Topf. Pilze und Wurst hinterher und dann beim Köcheln zugeschaut. Zum Schluss noch ein Brühwürfel drauf und mit etwas Salz und Pfeffer verfeinert. Perfekt. Welch ein Gaumenschmaus. Und so einfach. Das mache ich eigentlich auch viel zu selten. Kann daran liegen, dass immer so zwei, drei Stunden ins Land ziehen, bis man alles wieder sauber und verpackt hat.

Bild 1: Zwischen Northeim und Nörten-Hardenberg – Bild 2: Ein Wespennest an einem Bushäuschen – Bild 3 & 4: Essen einmal selber gekocht.

So ist am Nachmittag längst die Kaffeezeit angebrochen, als ich endlich weiterziehe. Auf dem Weg nach Bovenden komme ich mit einer Radreisenden ins Gespräch. Von ihr bekomme ich fast schon den Auftrag die Innenstadt von Göttingen zu besuchen. Ein Foto vom Gänselieselbrunnen auf dem Rathausplatz sei bei solch einer Reise ja wohl ein Muss. So zottel ich irgendwann wirklich durch die Fußgängerzone der Stadt. Zuvor habe ich mich noch dezent mit einer Dame verkracht, die mich recht gereizt fragt, wo sich eine bestimmte Straße befindet. Woher soll ich das wissen? Was lässt die Person annehmen, dass ich hier ortskundig bin? Aber zurück zur Fußgängerzone: Die ist völlig überlaufen. Wahnsinn, was hier los ist. Ein Foto vom Brunnen bekomme ich nicht. Zu viele Menschen sitzen und stehen drum herum. Stattdessen werde ich von einer jungen Dame angesprochen. Sie würde ein Video um und über Göttingen machen. Da dürfe eine Kuriosität wie ich mit meinem Wagen und Hund nicht fehlen. Wenn dem so ist? Als Dank gibt es einen kleinen Obolus für meine Reisekasse. Danke dafür. Anschließend entgleist die Situation aber etwas. Denn sie folgt mir und ruft durch die Straße zu Spenden für mein Vorhaben auf. Sie meint es gut mit mir. Dennoch geht mir das zu weit. Ich gebe zu verstehen, dass es mir an nichts fehlt, und haste um die nächste Ecke. Nicht dass sich doch noch jemand genötigt fühlt und seine Geldbörse zückt.

Nun ist es aber leider schon recht spät. Die Dunkelheit kündigt sich an und ich bin mitten in der Stadt. Gärten zum Campieren gibt es hier nicht wirklich. Ich werfe einen Blick auf mein Navi. Das zeigt mir ein Hotel zwei Straßen weiter an. Also fix hingelaufen. Dort angekommen aber die Erkenntnis, dass es geschlossen und zu Sozialwohnungen umgebaut wurde. Anwohner entdecken mich und fragen, ob mir etwas fehlt. Ein Schlafplatz. Ich bekomme den Kiessee als Tipp. Diesen erhalte ich im weiteren Verlauf von Anderen auch. Es ist aber Samstag. Stadtgebiet und es wird dort sicher ordentlich Besucherverkehr herrschen. Viele Menschen können Fragen nach sich ziehen. Positiv, wie negativ, was Übernachtungspläne betrifft. Auf Letztgenannte habe ich aber keine Lust. Ich frage noch bei einem Freibad an, ob ich dort auf die Liegeweise kann. Leider ist an diesem Abend eine Kinoveranstaltung dort. Weswegen meine Anfrage abgelehnt wird. So versuche ich, auf Teufel komm raus, Göttingen zu verlassen. Es gelingt mir auch, hat aber zur Folge, dass ich mit dem letzten Tageslicht am Rand eines Feldweges mein Zelt aufschlage. Noch dazu grollt der Donner in der Entfernung.

Laufstrecke: 28,75 km
Höhenmeter: 40 m
Zeit: 5:05 h
D.-geschw.: 5,66 km/h
Schritte: 35086

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