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Gegenargumente? Egal! Weil ist so! Punkt!

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06.08.2020

Ich höre ein Auto beim Thomas auf den Hof fahren. Die Fliesenleger für die Treppe an der Eingangstür sind eingetroffen. Ja, dann will ich auch mal aufstehen. Ich werde noch mit Toast und Schokocreme verköstigt, dann geht es wieder auf die Straße. Was soll ich sagen? Es ist ätzend. So warm. Das Rauschen der vorbeibretternden Autos und Lastkraftwagen. Habe ich mir wirklich für den richtigen Weg entschieden? Wäre es nach Haßfurt nicht vielleicht angenehmer gewesen? Eine abzweigende Straße taucht auf. Wegweiser deuten nach Hofheim in Unterfranken. Soll ich? Es wäre nur einmal rechts abbiegen. Ich laufe weiter an der Bundesstraße.

Am Ortseingang von Ermershausen ist die Luft raus. Sieben Kilometer. Sieben habe ich bislang geschafft. Eine glatte Sechs! Kein Schatten. Kein Wasserlauf, wo sich Lotte einmal abkühlen könnte. Alle Bachläufe, oder besser, wo sie einmal waren. Es ist alles vertrocknet. Zum Glück läuft der Hund die meiste Zeit im Grünstreifen. Somit muss ich mir nicht zu sehr Gedanken um ihre Pfoten machen. Hölle ist das heiß. Im Schatten eines Mehrfamilienhauses lassen Lotte und ich uns nieder. Keine Lust mehr. Lotte, kaum ist die Pause ausgerufen, liegt flach, wie eine Flunder an die Wand gelehnt. Ein Herr kommt von seinem Firmenhof und erkundigt sich, ob alles in Ordnung sei. Ich nicke, wechsel einige Worte mit ihm. Bekomme dann gezeigt, wo ich kaltes Wasser zapfen kann. Super. Eine kleine Abkühlung. Eine kleine Erleichterung.

Bild 1: Weiter Richtung Ermershausen – Bild 2: Mutti mit den Kleinen – Bild 3: Pfarrweisach ist nicht mehr weit weg

Wenige hundert Meter weiter sitze ich dann in einem Wirtshaus. Gerade noch rechtzeitig. Der Wirt wollte in den nächsten Minuten absperren. Ich soll mich dennoch hinsetzen. Noch hat er keine seiner Gerätschaften ausgestellt. Soll ich es simpel halten, oder ist egal? Egal! Dann einmal die Karte, bitte. Alles! – Nein, quatsch. Üppig und deftig wird es trotzdem. Verrückt, dass ich bei diesen Temperaturen solch eine Menge hinunter bekomme. Normalerweise ist das anders. Der Wirt steht einige Meter entfernt an die Wand gelehnt und plaudert aus dem Nähkästchen. Es ist eine schöne Zeit. Kaltgetränk folgt auf Kaltgetränk.

Nach einem Blick auf die Uhr kommt Bewegung in meinen Kadaver. Ich habe viel zu lange gesessen. Es geht langsam Richtung späten Nachmittag und es sind noch keine zehn Kilometer auf dem Tacho. Zumindest an die zwanzig möchte ich heute unbedingt noch herankommen. Los, los, los! Gefühlt ist es einen Hauch kälter geworden. Kann aber auch Einbildung sein. Denk nicht groß nach. Setz einen Fuß vor den Anderen. Auf Höhe Maroldsweisach begegnet mir ein Herr auf seinem Fahrrad. Man grüßt sich und zieht weiter seiner Wege.

Ich habe einfach keine Lust mehr. Diese verfluchte Hitze. Dabei habe ich eigentlich Glück. Die drei Wochen im Vorwege, wenn die auch so gewesen wären, dann wäre es eine wahre Tortur geworden. Jetzt sind es nur ein paar Tage. Ich bleibe dabei. Ich habe keine Lust mehr. Vor Pfarrweisach setze ich mich auf eine Bank und studiere die Karte. Irgendwie ein gekühltes Getränk wäre noch toll. Im Ortskern soll es einen Landgasthof mit angeschlossener Metzgerei und Pension geben. Perfekt! Gutes Essen und ein Bett. Eigentlich habe ich mir vor der Reise vorgenommen mehr auf das Zelt und Glück zu setzen, aber heute ist mir alles egal. Da höre ich eine Stimme. Der Radfahrer von Maroldsweisach erscheint. Er habe mich vorher gesehen, meint er. Ich nicke und berichte auf Nachfrage von meiner Geschichte. Wie es heute nun noch für Lotte und mich weitergehen soll? Der Landgasthof im Ortskern. Urlaub? Bis Ende August! Mist! Ach, einfach mal klingeln. Vielleicht habe ich ja das Glück, dass ich da zumindest schlafen darf. Das würde mir schon reichen.

Begleitet von Helmut, so heißt der Herr, laufe ich zum Gasthof, wo niemand an die Tür kommt. Wer will es denen verübeln? Die haben Urlaub. War eine blöde Idee von mir. Also doch wieder Zelt auf einer Wiese. Helmut verneint meinen Plan. Ich werde selbstverständlich bei ihm schlafen. Er hat ein Zimmer leerstehen. Dort kann ich mich für die Nacht einrichten. Öh … okay. So bin ich es jetzt, der hinterher läuft. Zwei Mal rechts, einmal links, stehe ich in der Auffahrt zu seinem Haus. Zusammen gehen wir in den Garten. Dort ist seine Frau am Blümchen gießen und Unkraut zupfen. Ich werde als Weltenbummler vorgestellt und dass ich hier heute schlafen werde. Ob sie Gegenargumente hat, dann soll sie diese jetzt vorbringen. Aber eigentlich ist es egal, weil der Junge schläft heute hier. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. Das ist mal ne Ansage. Zwar nicht zu einhundert Prozent der originale Wortlauf, die Entschlossenheit in Helmuts Worten bringen dieses aber genau so rüber. Völlig verrückt! So ganz begreifen kann ich es nicht, was hier gerade passiert ist. So beginne ich, alles Nötige in den ersten Stock zu tragen. Hier ist einmal das Bad und dort das Schlafzimmer. Später sitze ich mit Helmut auf der Terrasse und lasse den Tag entspannt ausklingen.

Laufstrecke: 20,86 km
Höhenmeter: 143 m
Zeit: 3:56 h
D.-geschw.: 5,29 km/h
Schritte: 26860

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