Endlich am Kanal!
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08.08.2020
Nach einem deftigen Frühstück und angeregten Unterhaltungen geht es für Lotte und mich wieder auf die Straße. So verabschiede ich mich von meinen Gastgebern und ziehe weiter. Bamberg ist das große Ziel am heutigen Tag. Am Besten wäre es, wenn ich sogar daran vorbei käme. Man wird es sehen, wie ich vorankomme. Die Sonne wird dabei abermals eine große Rolle spielen.
Vor Baunach spricht mich ein Rennradfahrer an. Moment! Ein Rennradfahrer? Ja. Sonst fahren diese doch an mir vorbei und bekommen es nicht gebacken ein »Hallo« oder »Guten Tag« zu beantworten. Dieser Herr ist anders. So lerne ich den Robert kennen, der auf seiner Runde ist. Wir plaudern und gehen ein Stück gemeinsam.
Hinter der Stadt stoße ich dann auf den Main. Noch schnell durch die Baustelle der Flussbrücke gequetscht und ich bin mit Lotte auf dem Mainradweg. Bis Kemmern kommen wir zwei noch, dann ist die Mittagssonne so heiß, dass wir uns um schattigen Biergarten einer Wirtschaft niederlassen. Mittagessen. Mit einem »Schäuferl« in Soß mit Klos kann es nicht üppiger ausfallen. Die Zeit verstreicht. Radfahrer kommen, pausieren und gehen. Lotte nutzt diese Phase wieder für ein ausgiebiges Nickerchen.
Als wir zur Kaffeezeit weiter ziehen, hangeln Lotte und ich uns von Schattenplatz zu Schattenplatz. Es ist unsäglich warm. Durch den Gedanken, dass ich bald am Main-Donau-Kanal laufen werde, wirkt das Ganze gleich noch einmal so gemein. Es ist wieder so ein Weiterschleppen. Man hat keine Lust sich auch nur ansatzweise zu bewegen, quält sich aber dennoch weiter.
Hinter Hallstadt führt der Weg in eine riesige Schrebergartensiedlung. Hier komme ich gleich mit mehreren Personen ins Gespräch. Hier für ein Foto posieren und dort auch. Dann geht es über einen Bahnübergang weiter Richtung Bamberg. Ein Industriegebiet ist es, wo ich rauskomme. Im Schatten einer großen Halle nutze ich den Moment für eine weitere kurze Pause. Neben mir steht ein Auto und ohne mich groß zu kümmern, entweicht meinem Körper lautstark etwas, das nur natürlich ist. Just in dem Moment fällt mir auf, dass vom Auto die Fenster auf sind und dass dort jemand sitzt. Mir schießt sie Schamesröte ins Gesicht. Hoffentlich hat sie nicht … Natürlich hat sie das gehört! Es war nicht zu überhören. Wiedereinmal von der besten Seite gezeigt. Mega! Auf diese skurrile Art lerne ich Marion kennen.

Dann, endlich, ist es so weit. Ich habe das Zentrum von Bamberg erreicht und gehe die Schräge hinunter, die mich an den Main-Donau-Kanal bringt. Dieser Weg wird mich jetzt bis nach Nürnberg führen. Permanent Wasser neben mir. Nun ist die ganze Wärme egal. Wird es zu heiß, kann ich mich schnell mal abkühlen. Lotte sowieso. Dadurch, dass ich in Kemmern bereits gegessen habe, ist mir Bamberg selbst herzlich egal. Ich habe nur eins im Kopf. Meter machen. So viele wie noch möglich. Außerdem ist es schon recht spät und ein Schlafplatz möchte gefunden werden. Im Stadtgebiet nicht ganz einfach. Also weiter.
An einer weiteren Kleingartenanlage mache ich eine letzte Pause. Hier ist ein kleines Wirtshaus mit Biergarten dabei. Ob ich hier zelten darf? Denke schon. Mein Problem, der Wagen steht auf dem Kanaldeich und weit und breit ist keine Schräge, dass ich von dort herunter komme. Ich könnte den Wagen auspacken und alles einzeln … im Leben nicht! Ich laufe weiter.
Entdecke auf der anderen Kanalseite ein Anglerheim? Kanuverein? Ein Vereinsheim von was auch immer. Dort sind Leute und ich kann Kinder, tobende Kinder hören. Vielleicht darf ich ja dort mein Zelt aufschlagen? Nein. Es ist geschlossene Gesellschaft. Und durch Carola muss man ja besonders vorsichtig sein. Schon klar. Also weiter. Während ich umdrehe, werde ich gefragt, ob es mir an etwas fehlt. Ob ich etwas essen möchte. Das wäre okay? Na denn. Ich lehne ab. Mir ist der Schlafplatz jetzt wichtiger. Nicht mehr so lang und es wird dunkel.
Bis Strullendorf komme ich noch. Ich entdecke ein kleines Häuschen, das verwaist auf einer Grünfläche steht. Das wäre der Platz für mein Zelt. Ja, wenn nicht hier, wo dann? Also schiebe ich den Feldweg entlang, bis ich im Schatten des Gebäudes stehe. Ich will gerade anfangen alles aufzubauen, da entdecke ich einen Herrn in unmittelbarer Nähe. Vielleicht gehört dem das hier? Ich sage mal lieber Bescheid, dass ich nur auf der Durchreise, und morgen wieder weg bin.
Das Grundstück gehöre zwar nicht ihm, es wäre aber kein Problem hier die Nacht zu verbringen. Der Besitzer kommt alle paar Wochen nur mal vorbei. Ärger würde es bestimmt nicht geben. Man kann ja erkennen, dass ich nur auf der Durchreise bin. Gemäht hat er an einem der vergangenen Tage. Also ist er jetzt erst einmal wieder weg. Dann brauche ich mir ja keine Gedanken machen. Schlafplatz gefunden.
Laufstrecke: 27,64 km
Höhenmeter: 43 m
Zeit: 4:42 h
D.-geschw.: 5,86 km/h
Schritte: 33831
09.08.2020
Ein Ruhetag wäre echt noch einmal schön. Irgendwo eine Pension. Ein Hotel. Egal. Die Beine noch einmal hochlegen. Eine Lösung bietet sich mir, als ich weiterziehe. Kurz, nachdem ich wieder auf meinem Weg bin, entdecke ich Hinweisschilder zu einem Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit. Nach nicht einmal fünf Kilometern bin ich in Hirschaid und sitze im Biergarten bei einem kühlen Getränk. Der Schankwart ist so angetan von meiner Geschichte, dass das erste Getränk auf Kosten des Hauses geht. Knappe zwei Stunden später habe ich dann mein Zimmer. Ein letztes Mal Kraft tanken. Das brauche ich jetzt wirklich.
Laufstrecke: 4,26 km
Höhenmeter: 8 m
Zeit: 0:45 h
D.-geschw.: 5,60 km/h
Schritte: 8996

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